Gespenster-Krimi Nr. 436: Die Geißel der Menscheit

Gespenster-Krimi Nr. 436: Die Geißel der Menscheit


Er kam nach London, um ein schreckliches Blutfest zu feiern. Viele Menschen sollten sterben. Mordend wollte er durch die Stadt ziehen, wie er es schon einmal getan hatte. Niemand schien ihn aufhalten zu können. Wir warfen uns ihm entgegen - Mr. Silver, Lance Selby und ich, Tony Ballard, der Dämonenhasser -, aber wir vermochten ihn nicht zu bezwingen. Obwohl ich wußte, wie gefährlich Carrago, die Geißel der Menschheit war, forderte ich ihn zum Zweikampf heraus, und er trat mir mit den Dolchen des Teufels entgegen ...


von A.F. Morland, erschienen am 19.01.1982

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Carrago, die Geißel der Menschheit, ist vor drei Jahren spurlos verschwunden. Seine Waffen, die sieben Dolche des Teufels, werden in einem Kloster nahe London verwahrt, wo auch ein verwirrter kleiner Mann namens Arnie Goretta sein Dasein fristet, der vor drei Jahren eine Begegnung mit den Mächten der Finsternis hatte, die er nie ganz verwunden hat. Nun kehrt Carrago zurück und bemächtigt sich dazu des Körpers von Goretta. Es bereitet dem Schwarzmagier auch keinerlei Schwierigkeiten sich die Dolche zu beschaffen, so dass sein Rachefeldzug beginnen kann. Denn in London hat sich eine Gruppe zusammengefunden, die sich ausgiebig mit dem Leben der Geißel der Menschheit befasst, um Carrago an einer Rückkehr zu hindern oder ihn wieder zu vernichten. Carrago begibt sich nun daran die Mitglieder zu dezimieren. Lance Selby, der Parapsychologe, erfährt durch den Klostervorsteher von dem Geschehen und informiert Tony Ballard und Mr. Silver. Die drei Freunde teilen sich auf, um jeweils drei Mitglieder aufzusuchen und zu warnen. Tony fasst den Beschluss, dass sich alle Mitglieder in dem Haus des Stahlmagnaten Keenan Keel treffen sollen, wo der Dämonenhasser und seine Freunde bessere Möglichkeiten zum Schutz der Menschen haben. Bis auf eines der Mitglieder schaffen es Tony und seine Freunde auch, oft mit knapper Not, die Mitglieder in die Villa von Keel zu bringen. Für Camilla Ford kommt jede Hilfe zu spät, Carrago ist schneller und tötet die junge Frau. Im Haus selber versucht Carrago die Menschen zu trennen und ihre Nerven mit bösartigen Tricks zu strapazieren. James Miller, ein ängstlicher Charakter, verliert die Fassung und rennt in einen Nebenraum, wo er sich einschließt, während Tony und Silver im Haus patrouillieren. Für den Magier ist die verschlossene Tür kein Hindernis und auch Miller stirbt durch einen Teufelsdolch. Carrago verwandelt den Leichnam in einen Zombie, den er auf die zweite Frau der Gruppe, Jenny Pappeel ansetzt. Silver kann den Untoten zwar vernichten, doch auch bei der Frau brennen nun die Sicherungen durch. Sie schnappt sich die Waffe von Lance Selby und flieht aus dem Hause Keels. Doch kurz vor dem Tor des Grundstücks lauert Carrago auf Jenny. Sie feuert mit den Silberkugeln auf den Magier und vernichtet dessen rechte Hand, doch dann ereilt auch sie der Tod. Mr. Silver und Tony schmieden einen Plan wie sie Carrago vernichten können. Tony soll sich dem Magier waffenlos stellen, doch Silver schützt seinen Freund mittels seiner magischen Fähigkeiten. Als sich Tony und Carrago im Keller des Hauses gegenüberstehen schleudert der Magier die Dolche auf seinen Feind. Doch der Zauber des Ex-Dämons wirkt und die schwarzmagischen Waffen werden von einem silbernen Spiegel reflektiert und auf Carrago zurückgeworfen. Daraufhin öffnet sich der Boden und eine riesige Teufelsklaue packt die Geißel der Menschheit und zieht sie zu sich in die Hölle.


Meinung:
Ein wirklich rasanter und spannender Roman, der auch mit einer Prise Psychothrill aufwartet. Die Ungewissheit, wann der unheimliche Gegner wieder zuschlägt und wen er sich als nächstes ausgesucht hat, zerren nicht nur an den Nerven der Protagonisten. Nur das Gejammere von James Miller geht einem nach einer Weile gehörig auf den Zeiger und man reagiert fast schon erleichtert als Carrago endlich einen Schlussstrich zieht. Dann noch ein kleiner Exkurs in Sachen Faustfeuerwaffen: Tony trägt als Waffe einen Colt Diamondback, einen Revolver, wie er selber sagt. Als er die Waffe zieht entsichert er sie, was mich wundert, denn Revolver kann man gar nicht entsichern, bzw. sichern, so etwas geht nur mit Pistolen. Carrago als Gegner ist wirklich nicht von schlechten Eltern und setzt unseren Helden gehörig zu, allerdings finde ich die Bezeichnung Geißel der Menschheit dann doch ein wenig zu übertrieben. Trotz allem bleibt dem Leser aber ein kurzweiliges Lesevergnügen, dass drei Kreuze allemal verdient hat, nur mit den Namen sollte sich A.F. Morland mehr Mühe geben, ich denke hier speziell an Keenan Keel.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Durchaus stimmungsvoll und vom Stil her auch sehr schön gezeichnet, auch wenn es mit der Story an sich nicht allzu viel zu tun hat.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Im Kloster von Holborn lebt, neben den dort ansässigen Mönchen, Arnie Goretta, der sein Gedächtnis verloren hat. Arnie lebt als friedfertiger Buchbinder in dem Kloster und wird von den Ordensbrüdern unter Verschluß gehalten, weil anzunehmen ist, daß eine Begegnung mit finsteren Mächten stattgefunden hat und Arnie nicht immer so friedlich gewesen ist. Tatsächlich geschieht das Schreckliche! Eines Abends wird Arnie von einem dämonischen Geist - dem des Magiers Carrago - überwältigt, der seinen Körper übernimmt und dadurch kurzzeitig in der Lage ist sich gefahrlos durch das Kloster zu bewegen und die sieben Dolche des Teufels - welche dem Magier vor Jahrhunderten zur Verfügung standen - und die seit seiner vermeintlichen Vernichtung hier aufbewahrt werden, erneut in seinen Besitz zu bringen. Mit diesen gefährlichen Waffen ausgestattet, sowie mit seinen wiedererwachenden, magischen Kräften versehen, startet Carrago nun einen Rachefeldzug gegen die Mitglieder des sogenannten "Carrago-Kreises", die es sich zum Ziel gemacht haben, eine Rückkehr des Magiers zu vereiteln. Tony Ballard und Mr. Silver, die gerade aus Australien zurückgekehrt sind, werden, gemeinsam mit Lance Selby, ins Kloster gerufen und erhalten dort vom Abt Hinweise auf Carrago und den Carrago-Kreis, der eventuell zu einem Hauptzielt des Magiers werden könnte. Tony setzt sich mit dem Leiter des Kreises in Verbindung und warnt diesen. Der schwerreiche Keel ist einverstanden alle Mitglieder der Vereinigung in seinem Landhaus einzuquartieren, bis Carrago ausgeschaltet werden kann. Der Versuch alle Beteiligten zusammenzubringen schlägt jedoch fehlt. Ein weibliches Mitglied - Camilla Ford - wird ermordet, bevor ihr Freund oder auch Tony eingreifen können. Carrago attackiert Jenny Papeel auf ihrem Weg zu Keels Haus und bringt das Nervenkostüm der Fernsehansagerin ordentlich durcheinander. Später gelingt es Carrago Tony, Silver und Selby abzulenken und aufzusplitten, damit er ungestört James Miller - ein anderes Mitglied des Kreises - zu töten. Immer geschickter legt Carrago die Psychoschraube an und tatsächlich gelingt es ihm Miller zu einem Zombie zu machen und Jenny Papeel nochmals anzugreifen, woraufhin sie durchdreht, Lance Selbys Pistole an sich nimmt und Tony und die anderen bedroht, damit sie sie gehen lassen, was natürlich darin mündet, daß Carrago auch sie tötet. Zwar kann Silver einen der sieben Dolche bei dieser Aktion vernichten, doch der Dämonenhasser Nr. 1 erkennt, daß er Carrago so nicht auszuschalten vermag und will einen anderen Weg beschreiten. Er fordert Carrago heraus unbewaffnet in den Keller des Hauses zu kommen, um ihn dort - ebenfalls unbewaffnet - entgegenzutreten und in einem Zweikampf die Angelegenheit zu entscheiden. Carrago willigt ein, obwohl jedem klar ist, daß er betrügt, doch Silver wendet seine magischen Kräfte an und erzeugt einen Zauber, von dem er jedoch selber nicht genau weiß, wie und vor allem wie lange er wirken wird. Eines ist nur sicher, er soll Tony bei seinem Kampf schützen. Tatsächlich trifft der unbewaffnete Tony im Keller auf Carrago, der sofort seine Dolche wie gehorsame, fliegende Kampfhunde auf den Detektiv hetzt, doch Silvers Zauber zeigt Wirkung. Ein Spiegel entsteht zwischen dem Magier und Tony und dieser verändert die Situation in soweit, daß Carrago von seinen eigenen Waffen getroffen wird und stirbt. Sein toter Körper wird von einer gewaltigen Teufelsklaue, die plötzlich aus dem Boden hervorbricht gepackt und buchstäblich ins Höllenreich gerissen. Tony kehrt unversehrt zu seinen Freunden und den beiden einzigen Überlebenden des Carrago-Kreises zurück.


Meinung:
Lobo is back! Ich war leider im zurückliegenden Jahr beruflich extrem eingebunden und kam nicht dazu Rezensionen zu schreiben. Aber jetzt zur Sache! Dieser Roman gehört zu den wirklich edlen Stücken meiner Tony Ballard-Sammlung, denn er ist schlicht und ergreifend klasse. Die Geschichte wird flüssig erzählt und gelangt schon recht schnell zum ersten entscheidenden Höhepunkt, als Arnie Goretta flieht und dabei die Dolche an sich nimmt. Weiter geht es mit einigen interessanten Actionsequenzen, in denen der Magier seine Gefährlichkeit unter Beweis stellt und er einige erste Siege erzielt. Später wandelt sich die Geschichte zu einem regelrechten Psychothriller und besonders eindringlich finde ich die Sequenz in der Jenny Papeel durchdreht, was ich irgendwie gut verstehen kann, denn wenn das eigene Nervenkostüm ohnehin am zerreißen ist, tut es bestimmt nicht sehr gut, von einem Zombie gepackt und gewürgt zu werden. Das Ende finde ich auch originell, denn meines Erachtens sollte ein Dämonenjäger seine Feinde nicht immer nur durch Waffen seines Arsenals besiegen, sondern auch ungewöhnliche Wege beschreiten. Und Mr. Silver mit seinen (damals noch) sehr vielfältigen (wenn auch manchmal übermächtig erscheinenden) übernatürlichen Kräften bot sich für das Beschreiten solcher Wege ja regelrecht an. Soweit also die positiven Bemerkungen! Es gibt auch das Gegenteil und das fängt eben mit dem Teil der Story an, der sich um Jennys Ausrasten beschäftigt. Wie ich bereits erwähnte, kann ich die Reaktion der Frau sehr gut verstehen, doch zweierlei hat mich echt erschüttert. Zum einen die Sache mit dem Colt Commander von Lance Selby, die er in diesem Roman zum ersten mal - natürlich silberkugelbestückt - einsetzen möchte. Ich nehme mal an das Selby eigentlich ein sehr verantwortungsvoller Mensch ist und sich eingehend mit dem Thema "Waffenbesitz" beschäftigt hat. Und dann das: Er läßt diese Waffe, dieses für ihn eventuell lebenswichtige Werkzeug, dieses gefährliche Instrument, einfach auf einem Sideboard liegen, während eine hochbrisante Situation sich zuspitzt? Wow, also ehrlich, diesen Teil der Story mußte ich mehrmals lesen, um zu begreifen, was da geschehen war. Professor Lance Selby handelte extrem fahrlässig und ermöglichte einer durchdrehenden Frau andere Menschen in Lebensgefahr zu bringen. Also ehrlich, dies war ein inhaltlicher Aussetzer von A. F. Morland und ich muß sagen, ich hätte es besser empfunden, wenn Jenny die Knarre zwischen die Finger bekommen hätte, indem sie Selby z. B. niederschlägt. Doch kommen wir zum nächsten Punkt, der mich irgendwie verwirrte, und der direkt aus diesem ersten entsteht. Wieso, zum Geier, konnte Jenny Papeel einfach aus dem Haus rennen? Die Antwort: Weil sie die Kanone von Lance an sich nahm und alle anderen bedrohte, lasse ich nicht gelten, denn unter den Anwesenden befand sich ja auch dieser silberhaarige Superman Mr. Silver. Warum also hat Silver, der sich ja bekanntermaßen in einen silbernen Krieger verwandeln konnte und damit vor (so ziemlich) jeder Gefahr geschützt war, sich nicht einfach vor seine Freunde gestellt und der jungen Dame einfach die Waffe entwunden? Er hätte auch seine magische Hypnose anwenden könnten, die bei zahlreichen anderen Gelegenheiten bei willensstärker erscheinenden Personen blitzschnell wirkte, einsetzen können. Aber nein! Mir ist schon klar, daß der Reiz, in diesem Fall die Dramaturgie höher als die Logik zu setzen, manchmal verlockend ist, aber auch mit diesem Umstand hat Morland der Geschichte keinen Gefallen getan, weshalb ich hier schonmal ein Kreuz abziehe. Okay, ich lasse die Frage weg, weshalb Carrago nicht irgendeine große Aktion durchführte, sondern lediglich diese No-Names aus dem Carrago-Kreis angriff oder weshalb ein bibbernder Feigling wie James Miller sich einem solchen Kreis anschloß. Ich habe bereits mehrfach erwähnt, daß ich gewisse Ungereimtheiten hinnehme, wenn man mir eine Geschichte erzählt, die zu lesen wirklich lohnt. Und dazu stehe ich auch. Also! Dieser Roman ist klasse (sieht man von Lance Selbys "Fahrlässigkeit" einmal ab). Er wartet mit einem extrem finsteren Gegner auf, der mächtig daher kommt und auch wirklich Einsatz zeigt. Die Geschichte mit dem Spiegel am Ende ist zwar etwas verwirrend beschrieben, doch auch das schmälert, meiner Meinung nach jedenfalls, das Lesevergnügen nicht.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover ist hübsch gezeichnet, hat jedoch (wie eigentlich fast immer beim Gespenster-Krimi) nichts mit der Geschichte zu tun, obwohl man vielleicht Camilla Ford und die Hände von Carrago in das Bild interpretieren könnte, was aber wohl so nicht stimmt. Egal, ich finde das Bild sehr ansprechend, wenn auch nicht unbedingt überragend, gebe aber trotzdem.....


Coverbewertung:
4 Kreuze
Ein Zusatzhinweis zu dem Titelbild kommt von Michael Schick:
Das Titelbild wurde auch schon auf dem holländischen John Sinclair Roman Nr. 359 verwendet. (Dabei handelte es sich um den John Sinclair Roman "Bluthand aus dem Jenseits", welcher in Deutschland als Nr. 375 erschienen war).

Spokenjager John Sinclair Nr. 359