Gespenster-Krimi Nr. 63: Der Fluch von Loch Ormond

Gespenster-Krimi Nr. 63: Der Fluch von Loch Ormond


"Komm - komm..., meine Geliebte! Ich erwarte dich... So komm...!" Die Stimme schwang in der kühlen Abendbrise mit - sanft, lockend - gebieterisch. Joan McGregor spürte nicht, wie sie von einem Atemzug zum anderen in einen seltsamen Trancezustand verfiel. In ihrem Bewußtsein hallte nur noch diese Stimme, die jetzt von überall zu kommen schien - von den düsteren Felswänden, von den schroffen, bizarr geformten Höhenzügen, aus dem wolkenverhangenen Abendhimmel und aus der Tiefe des Sees. Joans Bewegungen wirkten steif und mechanisch, als sie auf den schmalen Bootssteg trat. Doch ihre Schritte waren rätselhaft sicher. Selbst dann noch, als sie in das schwankende Ruderboot stieg, die Leine losmachte und auf die spiegelglatte Wasseroberfläche hinausruderte. Obwohl kein Mondlicht durch die Wolken drang, schimmerten Tausende kleiner Lichtreflexe wie Diamanten auf dem See. Es war, als käme dieses Licht aus der unergründlichen Tiefe von Loch Ormond. Mit jedem Ruderschlag, den Joan hinter sich brachte, wurde die Stimme zärtlicher, verheißungsvoller. "Komm, Geliebte, komm...!"


von Frank deLorca, erschienen am 26.11.1974, Titelbild: R. Cortiella

Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Im Zuge der 1000-Jahr-Feier der schottischen Highlands-Ortschaft Boylston lädt das Organisationskomitee aus aller Welt Nachfahren ehemals emigrierter Boylstoner zur Feier ein. Dadurch kommt auch die junge Amerikanerin Joan McGregor in das Kaff nach Schottland. Dort wird sie dummerweise von einem untoten Herzog, der seit 1638 verflucht am Grunde des nahegelegenen Loch Ormond haust und sich dort ein Unterwasserschloss samt Dienern und einem Dutzend Mätressen gebaut hat, als neuestes Sexspielzeug entführt in diese dämonische Unterwasserwelt.
Überraschend reist ihr auch ihr Verlobter Tony Withers nach, der in Boylston entsetzt feststellen muss, dass seine Joan spurlos verschwunden ist. Nachforschungen mit der zunächst unkooperativen Polizei vor Ort ergeben schnell Hinweise auf den Fluch von Loch Ormond, da Joan nicht die erste Verschwundene ist. Da die Polizei weder willens noch fähig scheint, ihm weiterzuhelfen, wendet er sich an den Geistlichen des Ortes, einen Reverend Fuller, der Tony Hintergrundwissen zum Fluch und wie dieser beendet werden kann gibt. Gemeinsam mit dem Reverend kann Tony den Herzog und seine Algendämonen-Diener besiegen, die zwölf gefangenen jungen Frauen befreien, und mit seiner Freundin doch noch happy die 1000-Jahr-Feier wahrnehmen.


Meinung:
Eine recht romantische (im Sinne der Literaturepoche) Geschichte, die phasenweise recht blutrünstig, dann aber wieder fast wie durch einen Weichzeichner gesehen wirkt. Sprachlich gibt es wenig auszusetzen, keine unbedarften Stil-Schnitzer reißen einen aus der Lektüre. Sehr positiv gefällt auch, dass der Held kein Superheld ist, er selbst nur die Frauen befreit, aber den Dämonenherzog am Schluss klugerweise durch den Reverend per Exorzismus ausschalten lässt, statt sich selbst daran zu versuchen.
Dennoch ist die zugrunde liegende Story absolut nichts Neues und somit das Heft auch nicht allzu begeisternd.


Besonderheiten:
Sowohl die Ortschaft Boylston als auch Loch Ormond sind fiktiv.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover von Rafael Cortiella (*1931, Barcelona) hat zwar eigentlich nichts mit dem Roman zu tun, aber da die Dame eher verträumt oder tranceartig abwesend als entsetzt dreinsieht und obendrein blond in weißem Kleid ist, kann man mit viel gutem Willen auch Joan McGregor in ihr erkennen, wie sie zu Anfang des Romans unter Wasser geholt wird. Die Figur im Hintergrund könnte dann vielleicht noch als einer der Algendämonen gedeutet werden.
Farblich recht ansprechendes Bild, aber alles andere als ein Meisterwerk.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Tony Withers reist nach Boylston/Schottland um dort seine Verlobte Joan McGregor zu überraschen. Diese war in den Ort gereist, um zur 1000-Jahr-Feier des Ortes ihrer Vorfahren zu Gedenken. Doch seine Verlobte scheint verschwunden. Umso überraschter ist Tony, als er einen Brief von ihr findet, der besagt, dass es ihr gut gehe und er sie nicht Suchen bräuchte! Dabei wusste sie doch gar nichts über sein Kommen! Die Polizei zögert allerdings, ihm bei der Suche zu helfen. Tony findet heraus, dass schon öfters Touristinnen verschwunden sind und er erfährt von der Sage, dass im Loch Ormond - dem See, an dessen Ufer Boylston liegt das verfluchte Schiff von dem einstigen Duke Gordon von Ormond versunken liegt. Die Seelen der abgesoffenen Menschen waren vom damaligen Reverend Magnus verflucht worden, da der Duke sehr schlecht zu den Ortsansässigen war. Doch dieser Fluch erwies sich schnell als Bumerang, denn nun schnappte sich die Seele des Dukes immer wieder eine Frau, um seine berüchtigten Orgien weiterhin durchführen zu können! Tony Withers weiß nun, dass er den Duke bekämpfen muss, um Joan wieder zurück zu bekommen


Meinung:
Kurz und knapp: ein sehr schöner Gruselroman fällt dem Leser mit diesem Heft in die Hände. Flüssig geschrieben ist es interessant zu Erfahren, wie der Hauptdarsteller fast an der Angst der Einwohner verzweifelt. Etwas unspektakulär ist zwar das Ende der Geschichte, aber trotzdem: gut!


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ein klassisches Gruselbild der Siebziger: die ängstliche Frau im leichten Nachthemd; Vollmond; ein-zwei Fledermäuse und ein Monster, das wohl auf einem Friedhof steht. Reißt keinen vom Hocker, auch wenn es ganz gut gezeichnet ist.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild des Gespenster-Krimi Romans Nr. 63 war auch schon auf dem Einband des spanischen Comic-Magazins TERROR Nr. 149 abgebildet:

TERROR Nr. 149


Und ebenfalls aus Spanien stammt diese 1973 erschienene Ausgabe des Comic-Magazins HORROR, auf welcher ebenfalls noch einmal das selbe Motiv verwendet wurde:


Horror (1973)