Gespenster-Krimi Nr. 51: Die mordenden Monster

Gespenster-Krimi Nr. 51: Die mordenden Monster


Die Nebelschwaden vor der breiten Frontscheibe wurden immer dichter. "Verdammter Mist", fluchte der Fahrer des kleinen Ford Kombi-Wagens leise vor sich hin. Er wischte sich über die todmüden Augen und starrte angestrengt durch die Frontscheibe auf die Straße. Die beiden Scheinwerfer gaben nur ein kleines Stück der Straße preis, und es grenzte schon an ein Wunder, daß der Mann die Strecke bis hierher unfallfrei geschafft hatte. Urplötzlich tauchte aus der milchigen Suppe ein Hindernis auf. Der Mann hinter dem Steuer reagierte blitzschnell. Sein rechter Fuß nagelte das Bremspedal an das Bodenblech. Eine Handbreit vor dem Hindernis kam der Wagen zum Stehen. Der Fahrer klinkte die Tür auf und sprang fluchend ins Freie. Ungläubig starrte er auf das Bild, das sich seinen Augen bot. Im Licht der Scheinwerfer stand ein Sarg. Langsam, fast wie in Zeitlupe, öffnete sich der schwere Sargdeckel. "Das - das gibt es doch gar nicht", stammelte der Mann. Er wich von kaltem Grauen gepackt einige Schritte zurück. Aus dem jetzt offenstehenden Sarg löste sich eine Gestalt. Sie schwang ein Bein über den Sargrand, stützte sich ab, und verließ dann endgültig die Totenkiste. Der Fahrer des Wagens stand wie festgenagelt an seinem Platz. Er war unfähig, sich zu rühren. Mit staksigen Schritten kam die unheimliche Gestalt auf ihn zu. "Ich - ich . . .", wollte der Mann noch sagen, doch in diesem Moment spürte er einen glühenden Stich in der Herzgegend und sank in eine erlösende Ohnmacht.


von Bruce Coffin, erschienen am 03.09.1974

Rezension von Frithjof:


Kurzbeschreibung:
Der, durch einen Unfall, entstellte und verrückt gewordene Chirurg Dr. Moore, hat sich auf ein schottisches Schloß zurückgezogen. Hier geht er in Ruhe seinen Experimenten nach. Durch Gesichtsoperationen fügt er seinen Opfern die gleichen Entstellungen zu, die auch sein Gesicht verunstalten. Danach schnippelt er ihnen noch am Gehirn herum und macht sie so zu willenlosen Mordmaschinen. Frank Connors, ein Reporter, bekommt Wind von der Sache und stellt, zusammen mit seinem Freund, dem behäbigen Yard-Inspektor Haggerty, Ermittlungen an. Zur gleichen Zeit entsteht in Amsterdam eine ganz andere Geschichte. Der junge Holländer Joos van Aersen bekommt von seinem Vater, nach dem Tod der Mutter eröffnet, daß er ein Adoptivkind und sein leiblicher Vater eingewisser Dr. Moore ist, welcher wohl in Schottland leben soll. Ausserdem ist der alte Herr nicht mehr bereit den lockeren Lebenswandel seines Adoptivsohns zu finanzieren. Joos schickt seinem Vater, der übrigens ein wohlhabender Juwelier ist, zwei von seinen kriminellen Kumpels auf den Hals. Sie sollen den Juwelier ausrauben. Leider wird Joos´Vater dabei ermordet. In Panik flieht Joos. Auf seiner wilden Flucht überfährt er auch noch einen Mann. Joos ergreift die Gelegenheit beim Schopf und tauscht mit dem Toten die Identität. Neben der Brieftasche findet er in den Taschen des Mannes noch ein Amulett, daß ihn die Lage versetzt, die Gedanken anderer Leute lesen zu können. Da Joos vorhat aus Holland zu verschwinden, macht er sich auf den Weg nach Schottland, um seinen leiblichen Vater zu suchen.


Meinung:
Mit Frank Conners schuf Bruce Coffin einen weiteren "Serienhelden" für die Gespenster-Krimis. Coffins erster Roman ist spannend zu lesen und verfügt über reichlich klassische Gruselelemente. Allerdings hat die Story auch einen Schwachpunkt: Mir ist Frank Connors zu klischeehaft. Jung, dynamisch, erfolgreich, blah, blah, blah. Dabei schafft Bruce Coffin in diesem Roman, mit Joos van Aersen, einen anderen Helden. Seine Geschichte ist viel spannender als die von Frank Connors. Am Ende steht Joos als tragischer Held da. Aber damit endet seine Geschichte dann auch. Man erfährt noch, daß er ins Krankenhaus gebracht wird, aber das war´s dann auch. Was wird aus ihm. Immerhin hat er zwei Menschenleben auf dem Gewissen. Kommt er davon? Oder kommt alles heraus? Was wird aus dem geheimnisvollen Amulett? Was mich betrifft, gibt Joos einen viel interessanteren Helden ab. Ein tragischer Serienheld, der zwei Leben auf dem Gewissen hat und damit leben muss, wäre mal ein Kontrast zu all den Sinclairs, Ballards und Zamorras gewesen.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Okay, die abgebildeten Zombies haben schon einen Bezug auf die Horrorgestalten des Romans. Aber das war´s dann schon. Technisch gesehen ist das Cover ein Alptraum. Die Lichtverhältnisse stimmen überhaupt nicht. Die Figuren und ihre Umgebung schimmern Bläulich, was auf einen silbrig-weißen Vollmond hindeutet. Der Mond ist aber gelblich und müsste ein wärmeres Licht werfen. Ausserdem wirkt der Mond eher wie ein plattgetretenes Kaugummi. Ich weiss, Eigenlob stinkt, aber das hätte ich besser hingekriegt. Ein runder Mond wäre noch das Einfachste gewesen.


Coverbewertung:
0 Kreuze
Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Der Reporter Frank Connors interessiert sich für die Geschichte, die sich in Cannox/Schottland ereignete: Ein Toter wird mitten auf der Straße vor seinem Auto in einem Sarg gefunden. Zu dieser Kuriosität sind noch einige Menschen in der unmittelbaren Umgebung verschwunden. Schnell kommt Frank gemeinsam mit Inspektor Haggerty drauf, dass der merkwürdige Besitzer von Cannox Castle, ein Doktor namens Reginald Moore mit den Geschehnissen zu tun haben könnte. Als dann einige der Vermissten plötzlich wieder auftauchen und deren ehemalige Bekannte attackieren, verhärtet sich der Verdacht. Und in der Tat lässt der Doktor von seinen Helfern Menschen einfangen, um diese dann operativ zu entstellen und mit einem Gehirneingriff gefügig zu machen. So will sich Dr. Moore eine Armee von Todesengeln aufbauen, um sich an der gesamten Menschheit zu rächen, welche ihm zuwider wurde, als er durch einen Unfall selbst verunstaltet wurde. Frank und Inspektor Haggerty hoffen, durch einen geheimen Stollen in das Schloss zu gelangen. In der Zwischenzeit taucht in der Gestalt Joos van Aersen überraschenderweise ein unehelicher Sohn des Doktors auf. Die Ereignisse spitzen sich zu!


Meinung:
Der Erstling von Bruce Coffin ist sehr rasant und spannend geschrieben, und schneidet als weitere Subserie gegenüber den Erstlingen von John Sinclair und Tony Ballard gar nicht so schlecht ab. Erst dachte ich, es würde ein weiterer frustrierter-Doktor-wütet-durch-Experimente Roman, doch dieser Doktor erscheint alleine durch seine schon größere Dienerschaft irgendwie mächtiger und charismatischer als andere. Und der auftauchende, uneheliche Sohn von Dr. Moore macht die Geschichte doch sehr abwechslungsreich und interessant. Was mich etwas beim Lesen störte waren die großen Sprünge durch die Landschaft. Gerade noch in Amsterdam, ist die Hauptfigur plötzlich in London und von da scheint es auch nur ein Katzensprung zu Cannox/Schottland. Trotzdem erwarte ich schon jetzt mit Spannung den zweiten Band um und mit Frank Connors!


Besonderheiten:
Erscheinungsdatum: 03.09.1974
Subserie: Frank Connors 01


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das technisch einfach gehaltene Cover erinnert mich mit seinen drei zombie-ähnlichen Gestalten irgendwie an die 'GESPENSTER-Comics' aus dem Bastei-Verlag. Irgendwie passt es aber zumindest einigermaßen zum Roman.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Herbert:
Das Motiv des Covers stammt aus einem Fotowerbesatz zu dem Horrorfilm "The vault of horror" (1973). In Deutschland wurde dieser Film unter dem Titel "In der Schlinge des Teufels" im Privatfernsehen Anfang der 90'er uraufgeführt.  Interessant ist noch, dass auf diesem Bild zwei Leute mehr zu sehen sind als auf dem Cover, ganz hinten steht übrigens Curd Jürgens!

"The Vault of horror" (1973)