|
Ein merkwürdiges Land, das Land meiner Väter, dachte Edgar
Mullingbrook. Bei strahlendem Sonnenschein war er in Edinburgh weggefahren,
jetzt goß es in Strömen. Eine graue Wolkendecke schien die
grünen Hügel erdrücken zu wollen. Und nirgendwo ein Mensch,
den er nach dem Weg fragen konnte. Als kleiner Junge war er mit seinem
Großvater einmal hiergewesen, aber die Eindrücke von damals, die
haftengeblieben waren, halfen ihm überhaupt nicht weiter. So erinnerte
er sich genau an einen Schäfer mit einer Hakennase, brandroten Haaren
und hellgrauem Umhang, der auf einen gekrümmten Stab gestützt am
Straßenrand gestanden hatte, als sein Großvater ausrief: "Siehst
du den fünfzackigen Hügelkamm da vorn? Wir sind gleich dort." Zwei
Schwäne auf einem Dorfteich tauchten in seiner Erinnerung auf, Ruderboote,
die über irgendeinen See zogen, aber nichts wichtiges, das ihm jetzt
hätte weiterhelfen können. Und obwohl er die Richtung eingeschlagen
hatte, kam es ihm wie ein Wunder vor, als der fünfzackige Hügelkamm
plötzlich von Sonnenstrahlen vergoldet unter der aufreißenden
Wolkendecke dalag, einem Drachenrücken ähnlich. Was war damals
weiter geschehen? Vergeblich zermartete Edgar Mullingbrook sein Gehirn,
während er der schmalen Straße weiter folgte, die um den Zackenkamm
herumführte. Und dann sah er es - Culver Castle, das Gemäuer, das
ihm damals viel eindrucksvoller erschienen war. Es schien geschrumpft zu
sein. Oder lag es daran, daß er gewachsen war? Vielleicht auch hatte
ihm die Erinnerung ein imposanteres Bild vorgegaukelt. Culver Castle war
mehr ein Schlößchen als eine respektgebietenden Burg, ein
quadratischer Bau mit vier kurzen Türmen, ohne architektonische
Schönheit, lieblos in die Landschaft gesetzt.