Die Stunde des Henkers
(von A.F. Morland, erstmals erschienen als
GK
11)
Es war kurz nach halb zwölf, Jakob Neumann führte seine
Schäferhündin noch einmal aus. Wiens nächtliche Straßen
waren menschenleer und wirkten wie ausgestorben. In wenigen Minuten sollte
der Nacht-Western über den Fernsehschirm flimmern. Bis dahin wollte
Jakob Neumann wieder zu Hause sein. Der Hund lief voraus. Er lief um die
Ecke. Er fand den Nachhauseweg allein. Jakob Neumann warf sich die Leine
über die Schulter und bog einige Augenblicke später ebenfalls um
die Ecke. In diesem Moment sprang ihn das eiskalte Entsetzen an. Bessy, der
Hund, lag vor dem Haustor und rührte sich nicht mehr. Das Tier hatte
alle vier Beine von sich gestreckt. Die Zunge hing weit aus dem Rachen. Die
Augen waren gebrochen. Blut troff aus der Schnauze. "Bessy!" stöhnte
Neumann verdattert und lief hastig zu der toten Hündin. "Bessy!" Er
konnte sich den unverhofften Tod des Tieres nicht erklären. Benommen
starrte er auf das Tier. "Bessy!" sagte er noch einmal. Plötzlich ließ
ihn ein Geräusch hochzucken. Ein düsterer Schatten füllte
die Haustürnische. Und aus diesem undurchdringlichen Schatten trat dem
entsetzten Mann nun eine furchteinflößende Gestalt entgegen.
Die Mumie mit dem Henkersbeil
(von Bryan Danger, erstmals erschienen als
SGK
457)
Staffy bekam einen trockenen Hals. Wie war der Kerl plötzlich hier
hereingekommen? Seine Augen suchten den Alarmknopf, der sich vier Schritte
entfernt befand. Der Fremde sah unheimlich aus. Die bleichen Züge seines
Gesichtes wirkten leblos. In den kalten, dunklen Augen flackerten Irrlichter.
Eine sichtbare Waffe trug er nicht, aber er schien äußerst
gefährlich. Staffy war allerhand gewöhnt, aber der Anblick des
Geisterhaften ließ seine Nerven flattern. Er verlor die Beherrschung
und schlug zu. Doch seine Faust donnerte voll gegen einen Marmorsockel, da
der Fremde dem Schlag blitzschnell ausgewichen war. Über das maskenhafte
Gesicht des Unheimlichen glitt ein spöttisches Lächeln. "Du erwischst
mich nicht, Staffy", flüsterte er, und es klang, als käme die Stimme
aus einer Gruft. "Ich hole mir immer, was ich will." Er meint mich, dachte
Staffy entsetzt. Er ist der Tod und will mich holen ... Staffy wich angstvoll
zurück. Die Schmerzen an seiner Hand vergaß er völlig. Der
Alarmknopf! Das war sein einziger Gedanke.