Geister-Schocker Hörspiel Nr. 14: Im Würgegriff des
Zyklopen
Der Mann stieß vorsichtig und vollkommen lautlos das Fenster auf und
glitt dann wie ein körperloser Schatten in die finstere Leichenhalle,
die sich an das Holy-Cross-Krankenhaus anschloss. Er drückte das
Fenster hinter sich behutsam zu und holte eine kleine Stablampe hervor. Er
knipste sie an. Der weiße Lichtfinger glitt durch die Halle. Auf kalten
Marmorpritschen lagen sieben Leichen. Zugedeckt mit einem weißen Laken.
Er hob eines der Laken ab und ließ es zu Boden fallen. Sein Blick glitt
über den nackten, kräftigen Körper des Toten. Der Mann legte
die Stablampe so, dass ihr Schein das blasse Gesicht des Toten beleuchtete.
Dann holte er ein langes blitzendes Messer aus seiner Jacke. Mit flammenden
Augen starrte er auf den breiten Hals des Toten. Dann aber bewegte sich der
Mann zu den Füßen des Leichnams und begann sein grausiges
Werk ...
Ein Hörspiel nach einem
Roman
von A.F. Morland, Titelbild: Pujolar
ISBN 978-3-940812-68-1
Erscheinungsdatum 14.01.2011
Länge (20 Tracks): 45.57 Min
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In einem Universitätsklinikum verschwinden regelmäßig
Leichenteile. Als Sergeant Cullen den Buckligen Byron Kells auf frischer
Tat ertappt muss auch er sterben. Doch Kells arbeitet nicht auf eigene Rechnung.
Er benötigt die Leichenteile für ein grauenhaftes Monstrum, dass
für sein Wachstum menschliches Fleisch benötigt. Während der
Chefarzt Dr. Westlake die Affäre der verschwundenen Leichenteile unter
den Teppich kehren will, weil er einen Skandal befürchtet, schaltet
Dr. Bellmann seinen Freund Jack Torry von der Polizei ein. Währenddessen
gelingt zwei gewaltätigen, psychisch kranken Frauen die Flucht aus der
geschlossenen Abteilung des Universitätsklinikums. Im Wald verstecken
sie sich in einer Hütte, deren Bewohner zu ihrem ersten Opfer wird.
In der Zwischenzeit ist der Hunger des monströsen Zyklopen nicht mehr
allein durch Leichenteile zu befriedigen. Das Ungeheuer verlangt nach lebender
Nahrung und Jack Torry soll als erster im Würgegriff des Zyklopen enden
Meinung:
Laut dem Booklet war diese Folge schon viel früher geplant, doch da
das Skript noch nicht ausgereift war und noch nicht alle Rollen optimal besetzt
waren, wurde das Projekt nach hinten verschoben. Nun endlich ist es soweit
und der Hörer hält ein weiteres spannendes Gruselabenteuer aus
der Feder von A.F. Morland als fesselndes Hörspiel in Händen. Ganz
ohne Tony Ballard geht es temporeich, gruselig und unterhaltsam zur Sache.
Inszenierung und Dialogbuch erinnern gewiss nicht ganz unbeabsichtigt an
die Gruselserie von H.G. Francis mit all ihren Stärken und leider auch
Schwächen. Wirklich anspruchsvoll ist die Handlung jedenfalls nicht,
und auch überraschende Wendungen sucht der Hörer vergebens. Dafür
gibt es keinerlei Längen und jede Menge Action, was auf Kosten der
Atmosphäre geht. Der Hörer steigt sofort in die Handlung ein und
wird von Helgo Liebig, einem kongenialen Erzähler, durch die Geschichte
geleitet. Doch bereits zu Beginn stolpert man unweigerlich über einige
Unstimmigkeiten. Das beginnt bereits mit jenem sonderbaren Betrunkenen den
Sergeant Cullen in seine Wohnung verfrachtet. Welche Rolle spielt dieser
Betrunkene? Was hat er mit der Story zu tun? Nichts! Daher hat dieser Passus
auch nichts im Hörspiel verloren. Ebensowenig wie das Feuer in der
geschlossenen psychiatrischen Abteilung mit den unrealistisch klingenden
Schreien, die sich eher wie Schlachtgetümmel anhören. Der Part
von Lorelly Biggle und Claire Wilson ist zudem sehr fragwürdig und bringt
die Handlung nicht nennenswert weiter. Das Finale schließlich endet
recht abrupt und unspektakulär (Der Blob lässt grüßen).
Hier hätte man den Zyklopen ruhig etwas länger wüten lassen
können. Dafür wird der Hörer mit wirklich monströsen
Effekten verwöhnt, denn das Brüllen des Zyklopen erinnert an die
herrlich charmanten Monsterfilme der 50er Jahre. Ein weiterer Pluspunkt ist
der schaurigschöne Soundtrack von Peter Lerf, Markus Winter und Kevin
MacLeod, der mit stimmungsvollen Klavierklängen aufwartet. Die Sprecher
wurden wieder einmal sehr sorgfältig und passend ausgewählt. Rainer
"Larry Brent" Schmitt stellt als Buckliger Byron Kells seine
Wandlungsfähigkeit unter Beweis, während Jens Wendland als Jack
Torry souverän und beherrscht agiert. Ein echter Draufgänger eben.
Mit Lutz Riedel befindet man sich ohnehin immer auf der sicheren Seite, und
auch als Dr. Bellmann macht er eine gute Figur. Riedels Ehefrau Marianne
Groß, mit der er bereits in der Hörspielserie JAN TENNER
zusammenarbeitete, ist in der Rolle der Krankenschwester Jill Russelzu
hören, deren Part leider recht klein ausgefallen ist. Immerhin endet
sie nicht als obligatorische Geisel, die von dem wackeren Helden gerettet
werden muss. Sarah Riedel, die gemeinsam Tochter von Marianne Groß
und Lutz Riedel, ist ebenfalls in dem Hörspiel mit von der Partie. Als
Lorelly Biggle mimt sie eine mordlüsterne Psychopathin, was ihr erschreckend
gut gelingt. Insgesamt wirkt das Hörspiel sehr gehetzt und übereilt,
was eigentlich schade ist, denn Zeitnot besteht bei einer Laufzeit von gut
45 Minuten nicht.
Fazit: Geradlinige Monster-Geschichte des Vielschreibers A.F. Morland. Die
Sprecher sind in Bestform, doch das allein reicht nicht für ein gutes
Hörspiel. Dieses Mal krankt es an der Story, die viel zu schnell und
übereilt abgewickelt wird.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover von Pujolar ist äußerst gut gelungen und fällt
sofort ins Auge. Unheimlich und atmosphärisch und dabei exzellente zum
Layout passend. Hinzu kommen wieder jede Menge Hintergrund- und
Sprecherinformationen, die das Booklet perfektionieren.
Coverbewertung:
Erzähler |
Helgo Liebig |
Byron Kells |
Rainer Schmitt |
Dr. Bellmann |
Lutz Riedel |
Jack Torry |
Jens Wendland |
Cullen |
Gerhart Hinze |
Dr. Westlake |
Henry König |
Jill Russel |
Marianne Groß |
Korelly Biggle |
Sarah Riedel |
Claire Wilson |
Lea Kohns |
Pfleger |
Udo Schenk |
Polizistin |
Daniela Wutte |
Robert |
Eckart Dux |