Geister-Schocker Hörspiel Nr. 10: Der magische Schrumpfkopf
Frederik Lord, ein Industrieller mit besonderer Vorliebe für exklusive
Antiquitäten, ist auf der Suche nach einem ausgefallenen Sammlerstück.
In einem kleinen, heruntergekommenen Laden stößt er auf einen
magischen Schrumpfkopf, dem nachgesagt wird, dass er seinem Besitzer drei
Wünsche erfüllt. Lord glaubt nicht daran und erwirbt den Schädel.
Erst als er - nur zum Spaß - einen Wunsch äußert, merkt
er, dass mehr hinter der Sache steckt, als angenommen. Doch da ist es bereits
zu spät und er kann die Mächte, die er heraufbeschworen hat, nicht
mehr stoppen. Ein Strudel teuflischer Ereignisse bricht über ihn herein
und droht sein Leben zu zerstören.
Ein Hörspiel nach einem
Roman von Earl
Warren, Titelbild: J.M. Fabre
ISBN 978-3-940812-47-6
Erscheinungsdatum 06.08.2010
Länge (26 Tracks): 66.21 Min
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Der industrielle Frederik Lord ist leidenschaftlicher Sammler obskurer
Kunstgegenstände primitiver Völker. Bei einem sonderbaren
Antiquitätenhändler ersteht er für den horrenden Preis von
100.000 Euro den Schrumpfkopf Araquui, der seinem Besitzer angeblich drei
Wünsche erfüllen kann. Frederik Lord zahlt 10.000 Euro an und
verspricht die restlichen 90.000 zu begleichen, wenn der Schrumpfkopf
tatsächlich magische Kräfte besitzt. Sein erster Wunsch ist dann
auch die entsprechende Summe, mit der er das seltene Artefakt auszahlen kann.
Kaum mit seiner neuen Errungenschaft zu Hause, erreicht ihn die Hiobsbotschaft,
dass seine Frau im Pool ertrunken ist. Die Summe der Lebensversicherung
beträgt 90.000 Euro! Frederik Lord beschleicht ein ungutes Gefühl
und eigentlich will er den Schädel nur noch loswerden. Doch weder die
tonnenschwere Presse seiner Fabrik, noch Feuer können Araquui etwas
anhaben. Auch das unergründliche Wasser eines Sees kann den Schrumpfkopf
nicht halten. Aber die Leiden haben für Frederik Lord noch lange kein
Ende. Sein siebzehnjähriger Sohn Dieter verunglückt bei der Zugfahrt
nach Hause und schwebt plötzlich in Lebensgefahr. Frederiks zweiter
Wunsch soll seinem Sohn das Leben retten. Tatsächlich stabilisiert sich,
entgegen der medizinischen Schulweisheit, der Zustand von Dieter Lord binnen
kürzester Zeit. Doch aus dem einstmals so intelligenten, jungen Mann
ist ein minderbegabtes, aggressives Kind geworden, das im Körper eines
Siebzehnjährigen steckt. Lediglich in der warmherzigen Ärztin Gaby
Thomas findet Frederik Lord eine verständnisvolle Freundin. Aber Araquui
ist nicht zu stoppen und seine teuflische Grausamkeit kennt keine Grenzen
Meinung:
Für das erste kleine Jubiläum der Hörspielserie GEISTER SCHOCKER
haben sich die Produzenten ein interessantes Frühwerk aus der Feder
von Walter "Ear Warren" Appel herausgesucht. Häufig kranken die Geschichten
des Autors an einer Überfrachtung durch typische Horrorgestalten, zu
viel Action und Fantasy-Elemente. "Der magische Schrumpfkopf" ist da beinahe
schon ein subtiles Horror-Märchen für Erwachsene, dass durch die
Vertonung noch an Atmosphäre hinzugewonnen hat. Im Roman wechselt die
Hauptfigur nach zirka zwei Dritteln der Geschichte, die dann in einem
hanebüchenen Finale gipfelt. Hier haben Joachim Otto und Markus Winter
gut daran getan den Rotstift anzusetzen und der Story einen anderen Drive
zu verleihen. Frederik Lord, genial verkörpert durch Claus Wilcke, bleibt
dem Hörer bis zum Schluss als zentraler Protagonist erhalten. Im Laufe
der Handlung macht Frederik Lord eine glaubhafte Wandlung durch. Anfangs
noch Skeptiker, wird er zunächst von Verzweiflung und Angst ergriffen,
als er das Ausmaß des Terrors begreift, das Araquui verbreitet, bis
er schließlich vom Opfer zum Bekämpfer des Übels wird. An
seiner Seite agieren Nicole Engeln, als mutige Ärztin Gaby Thomas, sowie
die Tonstudio Braun-Legenden Peter Niemeyer und Helmut Winkelmann, bekannt
als Suko und John Sinclair aus der gleichnamigen Hörspielserie aus den
80er Jahren. Walter Gontermann hat bereits in "Schach mit dem Dämon"
(JOHN SINCLAIR Edition 2000) bewiesen, dass er ein überzeugender
Antiquitätenhändler ist. Wem die Stimme des Schrumpfkopfes Araquui
bekannt vorkommt, der sollte den eingedeutschten Namen im Booklet mal ins
Englische übersetzen. Hier haben sich die Macher einen kleinen Gag erlaubt,
denn hinter Nikolas Käfig verbirgt sich niemand anderes als die deutsche
Synchronstimme von Nicolas Cage, alias Martin Kessler, der die perfide
Dämonie des Schrumpfkopfes geradezu perfekt darstellt. Insgesamt ist
die Folge jedoch sehr ruhig und kommt mit wenig Action aus. Tatsächlich
erinnert die Umsetzung an "Die Bestien aus dem Todesmoor", obwohl die Handlung
natürlich gänzlich anders angesiedelt ist. Auch wenn das letzte
Drittel der Geschichte eine andere Wendung, als im Roman nimmt, so ist das
alternative Finale dennoch etwas enttäuschend, da es zu schnulzig und
pathetisch rüberkommt. Allerdings wird man durch den düsteren Epilog
wieder versöhnt. Die Musik passt sich optimal der Handlung an und
unterstützt gekonnt die Atmosphäre, so dass auch die 10. Folge
der GEISTER-SCHOCKER als voller Erfolg gewertet werden kann.
Fazit: Jetzt schon Kult! Die GEISTER-SCHOCKER gehen in die 10. Runde und
ein Ende ist nicht abzusehen. Tolle Sprecher, eine unheimliche Story und
ein formvollendetes Sounddesign versprechen Hörgenuss pur.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Die Gestaltung des Hörspiels ist nicht nur grandios, sondern
übertrifft die erstklassige Ausstattung der ersten 9 Folgen noch bei
Weitem. Denn für das Jubiläum der 10. Episode haben sich die Macher
einiges einfallen lassen. Die CD wird im edlen Pappschuber präsentiert,
inklusive zweier kultiger Aufkleber und einem Miniposter auf dem die
Coverillustration des Künstlers Miguel zu sehen ist, dessen stark Stil
an die Werke von Vicente Ballestar erinnert. Leider gleicht das Bild mehr
den späteren Werken von Ballestar, denn trotz seines Detailreichtum
bleibt das Cover doch sehr skizzenhaft. Das Booklet selbst hat wieder jede
Menge Hintergrundmaterial zu bieten, inklusive eines ausführlichen
Interviews mit Earl Warren, alias Walter Appel.
Coverbewertung:

Frederik Lord |
Claus Wilcke |
Bastian Theis |
Peter Niemeyer |
Inspektor Braun |
Helmut Winkelmann |
Dr. Gaby Thomas |
Nicole Engeln |
Araquui |
Nikolas Käfig |
Francisco Cazador |
Walter Gontermann |
Stella Jäger |
Elke Bludau |
Dieter Lord |
Michael Che Koch |
Professor |
Jürg Löw |
Kurierfahrer |
Oliver Baumann |
Bundesbahnfräulein |
Annika Wichmann |
Herr Huber |
Tom Linden |
Zombies, Geisterstimmen
|
- Petra Baumann
- Markus Winter |
Poulsen |
Karlheinz Tafel |
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Beim Malen des Titelbilds hat sich J. M. Fabre wohl von dem Horrorfilm-Klassiker
"The Mummy" aus dem Jahr 1932 inspirieren lassen, denn die Fratze der Mumie
sieht dem Original aus dem Film extrem ähnlich. Die Mumie wurde in dem
Streifen übrigens von Boris Karloff gespielt. Im nachfolgenden dargestellt
ist das Film-Poster zu sehen: