John Sinclair Nr. 1275: Der Totenkopf-Sammler

John Sinclair Nr. 1275: Der Totenkopf-Sammler


Dieser Geruch - dieser herrliche Geruch nach Tod, nach Verwesung und nach Leichen...
Die Nasenlöcher der Gestalt weiteten sich, als ihre sensiblen Sinne diesen Duft wahrnahmen und sie die letzten Schritte zum Eingang des kleinen Anbaus ging, der recht versteckt hinter den hohen Laubkronen der Platanen auf dem Friedhof lag. Der Mann steuerte die Tür an, die dunkel war, als hätten sich die Schatten der heranschleichenden Dämmerung in das Holz gefressen. Hinter der Scheibe brannte Licht. Es war nur ein schwacher Schein. Das riffelige Glas der Türscheibe ließ den Lichtschein sogar noch weiter entfernt erscheinen, als wäre er eine allmählich verglühende Sonne.


Teil 1 von Jason Dark, erschienen am 16.12.2002, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In Wiesbaden will ein gewisser Boris Kelo dem verstorbenen Physiker Harald Wimmer das Gehirn stehlen. Dabei wird er von dem Wächter des Leichenhauses, Günther Koch, gestört. Der kann aber noch rechtzeitig fliehen, ehe ihn Kelo töten kann. Harry Stahl wird auf den Fall angesetzt. Als der sich zusammen mit Dagmar Hansen die Leiche ansieht, wird der zuständige Arzt ermordet. Auf dem Weg nach draußen werden sie von dem Killer attackiert, bei dem Harry vermutet, dass es sich um einen Zombie handelt. Mit knapper Not können sie entkommen. Als sie später noch einmal im Keller nachsehen, ist der Unhold verschwunden.
In der Zwischenzeit stößt John durch Zufall auf Simon Katic, der zwei abgetrennte Schädel von toten Wissenschaftlern nach Deutschland an einen gewissen Boris Kelo schicken wollte. Er informiert Harry, aber der Name ist nicht registriert. Gemeinsam mit Suko will John nach Frankfurt fliegen, wo das Postfach ist, an dem Kelo die Ware abholen wollte. Dagmar und Harry wollen derweil noch einmal zu Günther Koch, da sie vermuten, dass Kelo alle Zeugen beseitigen will. In seiner Stammkneipe finden sie nur den niedergeschlagenen Wirt. Der Zombie (wahrscheinlich Kelo) war hier aufgetaucht und Koch ist durch die Hintertür geflohen. Harry und Dagmar vermuten, dass er nach Hause gefahren ist und hoffen, nicht zu spät zu kommen.


Meinung:
Abgesehen von dem Titelbild (typisch neues Ballestar-Titelbild) und dem Titel, der eigentlich gar nicht zum Roman passt, überrascht der Inhalt positiv. Bereits zu Beginn, wo Kelo dem Toten den Schädel öffnet ist eindringlich beschrieben worden und auch die Szene in der Harry und Dagmar gegen den Zombie kämpfen hat etwas Beklemmendes. Die Aussichtslosigkeit ihres Kampfes, da ihnen die passenden Waffen fehlten ist von Jason Dark aus dramaturgischen Gründen her super beschrieben worden. Hier kämpfen zwei Hauptcharaktere um ihr Überleben, die eben kein übermächtiges Kreuz besitzen und von daher ist es auch entschuldbar, dass John quasi nur eine Nebenrolle besetzt. Auch bleibt die Spannung der Frage erhalten, was Kelo nun eigentlich ist: Zombie, Kreatur der Finsternis oder ein ganz neuer Dämon. Ärgerlich sind die Ungereimtheiten. Zu Beginn sagt Kröger zu Harry, dass in Deutschland bereits drei Toten das Gehirn entnommen wurde. Später sagt Harry zu John, dass Harald Wimmer erst mit den beiden Köpfen aus England der dritte Tote ist, an dem sich vergangen wurde. Zudem heißt es später, dass es Kelo nicht mehr gelungen sei, sich das Hirn unter den Nagel zu reißen. Außerdem hatte ich dreimal das Gefühl, das irgendwelche Sätze gestrichen wurden, da z.B. Dagmar anfing zu sprechen und sich quasi dann selbst antwortete.
Beispiel: Dagmar: "Und was will man mit dem Gehirn eines Toten, Harry?"
Harry/Dagmar ?: "Keine Ahnung. Hast du nicht davon gesprochen, dass die drei Männer im Leben als Wissenschaftler gearbeitet haben? Vielleicht will der Unbekannte an das noch gespeicherte Wissen herankommen."
Harry: "Wie kommst du denn darauf?"
Solche Fehler sind mir bei John Sinclair schon öfters aufgefallen, allerdings nicht so gehäuft. In diesem Roman war es dreimal, wenn ich mich nicht zu sehr irre. Aber dennoch ist dieser Roman durchaus empfehlenswert und bietet einen spannenden Auftakt zu einem sehr interessanten Zweiteiler.


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