John Sinclair Nr. 1267: Das chinesische Grauen

John Sinclair Nr. 1267: Das chinesische Grauen


"Das ist doch ein Schrei gewesen - oder?", fragte Shao und zog dabei ihre Stirn kraus. Die Frau mit den dicken Brillengläsern, die aus einem Regal ein Glas mit einem scharfen Gewürz nahm, ließ den Arm sinken und drehte sich zu ihrer Kundin hin um. Shao war die einzige Kundin um diese Mittagszeit im Laden. "Es ist ein Schrei gewesen", wiederholte sie. "Und ich habe ihn gehört, denn ich kann mich auf meine Ohren verlassen." "Nun ja...", die Verkäuferin versuchte es mit einem Lächeln. "Kann sein, dass draußen jemand geschrien hat." "Nein, davon rede ich nicht. Ich habe ihn hier im Innern gehört. Dort hinter der Tür zum Lager." In diesem Moment gellte wieder ein Schrei ...


Teil 1 von Jason Dark, erschienen am 21.10.2002, Titelbild: Sanjulian

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Shao hört beim Einkaufen in einem chinesischen Gemischtwarenhandel einen Schrei aus dem Lager und kann eine junge Frau vor zwei Männern retten. Doch als sie über den Hinterhof fliehen wollen wird ihnen von drei Chinesen der Weg versperrt. Sie wollen zurück in den Laden und durch die Vordertür verschwinden, aber einer der zwei Männer, die Shao bewußtlos geschlagen hat erwartet sie bereits. Shao kann ihn erneut ausschalten. Aber dann erscheinen die drei Männer durch die Vordertür und nehmen Shao und ihren Schützling Li gefangen. Sie werden in ein Verlies gebracht, aus dem Shao und Li mit Hilfe einer Schere ausbrechen können. In der Zwischenzeit werden John und Suko von Chefinspektor Tanner zum Hafen beordert, wo eine tote junge Chinesin gefunden wurde, der ein Arm abgetrennt wurde. Sie ist schon die dritte Leiche, die aufgetaucht ist und der ein Arm bzw. ein Bein fehlt. Alle drei haben in dem Amüsierbetrieb eines gewissen Jacky Wong gearbeitet, den niemand zu kennen scheint. Da die Chinesen der Polizei keine Auskünfte geben wollen, hofft Tanner, daß Suko mehr Erfolg hat. Zusammen mit John will der das "Dreifache Paradies" besuchen. Zuvor fahren sie zu dem Laden, wo Shao einkaufen wollte, die sich nicht mehr meldet. Dort treffen sie auf den Chinesen, den Shao zweimal bewußtlos schlagen konnte. Als sie ihn abführen lassen wollen, wird er durch einen Giftpfeil zum Schweigen gebracht. Anschließend führt die zwei Geisterjäger ihr Weg in das dreifache Paradies. Suko will die Privaträume betreten und schaltet zwei Leibwächter aus, dann trifft er auf einen Chinesen, der mit einem Schwert bewaffnet vor einer nackten Leiche steht, die enthauptet wurde...


Meinung:
Endlich mal wieder ein Roman über die chinesische Mythologie obwohl der Zweiteiler schleppend anfängt. Der Handlungsstrang um Shao und Li will irgendwie nicht richtig in Gang kommen scheint es. Spannender finde ich da schon die Aktionen von Suko und John. Zum einen die mysteriösen Leichenfunde, die altbekannte Verschwiegenheit der Chinesen und der geheimnisvolle Jacky Wong im Hintergrund. Aber auch hier passiert noch nichts weltbewegendes, dämonische Aktivitäten kommen in dem Roman gar nicht vor, bestenfalls ein Ritualmord und vage Vermutungen über einen chinesischen Frankenstein. Aber der Roman ist recht gut geschrieben und läßt sich flüssig lesen, außerdem bin ich gespannt auf den zweiten Teil, denn ich hoffe, daß Yakups Waffen und der Fächer der Göttin Amaterasu dabei noch eine Rolle spielen. Deshalb: Drei Kreuze.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Während Shao in einem chinesischen Geschäft einkauft, hört sie aus den hinteren Räumen einen Schrei. Obwohl die Ladenbesitzerin sie davon abhalten will, durchsucht Shao das Lager und wird von zwei Männern angegriffen, die eine Frau gefesselt und geknebelt haben. Shao kann die beiden überwältigen und die Frau, die Li heißt, befreien. Die beiden versuchen zu fliehen, doch die Übermacht der Gegner, der sie dann gegenüberstehen, ist einfach zu groß, und sie werden wieder gefangen genommen. John und Suko werden von Chief Inspektor Tanner auf eine Mordserie hingewiesen, in der die Opfer chinesische Frauen waren und ihnen jeweils ein Arm oder ein Bein amputiert wurde. Drei Opfer hat es schon gegeben; zwei Frauen, denen ein Bein fehlte, und eine, der der Arm abgenommen wurde. John und Suko vermuten, daß die Körperteile der Toten zu einem neuen, künstlichen Menschen zusammengesetzt werden sollen und nehmen sich des Falles an. Da die Opfer Bardamen in einer chinesischen Bar mit dem Namen ‚Das dreifache Paradies' gewesen sind, wollen die beiden dort ihre Ermittlungen aufnehmen. Auf dem Weg dorthin kommen sie an dem Geschäft vorbei, in dem Shao einkaufen wollte und da Suko sich Sorgen macht, weil seine Partnerin sich schon längst bei ihm hätte melden wollen, betreten sie den Laden, um sich nach Shao zu erkundigen. Hier kommt es zu einer Auseinandersetzung mit den Entführern der beiden Frauen, doch als John und Suko einen von ihnen gefangen nehmen können, wird er von seinen Kumpanen durch einen Giftpfeil umgebracht. Da diese Spur nun nichts mehr bringt, besuchen John und Suko nun doch die Bar, die eigentlich aus drei verschiedenen Betrieben besteht: aus einem Restaurant, einer Spielhalle und einer Bar, in der man auch mehr von den Damen bekommen kann. Während John ein Gespräch mit der Bardame beginnt, durchsucht Suko unter dem Vorwand, auf die Toilette zu müssen, die hinteren Räume uns stößt plötzlich auf ein Zimmer, in dem ihm ein Chinese mit einem Schwert kampfbereit gegenüber steht...


Meinung:
Dies ist mal wieder ein Roman, der von Anfang bis Ende ein reiner Krimi zu sein scheint, denn ein übernatürliches Element ist noch nicht zu erkennen. Abgesehen von Johns Vermutung, daß ein frankensteinartiges Monster aus den gestohlenen Leichenteilen gebaut werden soll, doch das wird in diesem Band noch nicht bestätigt. Der Roman selbst hat mich zwar nicht vom Hocker gehauen, war aber immerhin so spannend, daß ich wissen wollte, wie es weitergeht.
Auch bekommt Shao hier mal eine etwas größere Rolle als bisher, wo sie ja praktisch nur dazu da war, irgendwelche Daten aus dem Internet herauszusuchen. Wirklich negativ (naja, so richtig negativ ist das auch nicht...) aufgefallen ist mir nur eine Sache: Als Shao Li befreit sagt diese: "Li will nicht sterben!". Das hört sich für mich so an, als sei sie der englischen Sprache nicht ganz mächtig, doch im weiteren Verlauf der Geschichte ist davon nichts mehr zu bemerken. Da ich von einem ‚chinesischen Grauen' allerdings nicht viel gesehen habe, bleiben im Endeffekt nur zwei Kreuze übrig.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze

Das Titelbild zu diesem Roman wurde bereits für den "Vampire"-Roman Nr. 19 "Die Mönche des Blauen Lotus" verwendet.

Vampire Nr. 19: Die Mönche des Blauen Lotus