John Sinclair Nr. 410: Tödliche Perücken

John Sinclair Nr. 410: Tödliche Perücken


An der Station Camden Town war die Frau zugestiegen. Da hatten sich die Fahrgäste in der Tube, der Londoner U-Bahn, noch gedrängt. Zwei Stationen weiter war der Wagen fast leer geworden, und Ches Grady hatte freien Blick. Er gehörte zu den Typen, die so schläfrig wirkten, tatsächlich aber ihre Umgebung ständig im Auge behielten. Seine gespielte Schläfrigkeit war sofort vorbei, als er die scharfe Braut ein paar Schritte vor sich im Wagen sah. Der Anblick traf ihn wie eine Eisdusche. Obwohl genügend Plätze frei waren, hatte sich die Kleine nicht gesetzt. Sie lehnte lässig an einer der metallisch glänzenden Haltestangen und kaute unablässig auf einem Kaugummi. Das Schütteln und Rütteln des Wagens balancierte sie stets geschickt aus, ohne dabei ihre Beine zu bewegen. Grady hatte gesessen, und er saß auch noch, als er sich vornahm, die Kleine anzumachen...


von Jason Dark, erschienen am 12.05.1986, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Bill Conolly sieht in der U-Bahn eine Frau, die scheinbar Schlangen als Haare hat und folgt ihr. Kurz darauf findet er sie erhängt in einem Park - von ihren eigenen Haaren! Die stellen sich als Perücke heraus. Doch bevor der Reporter die Schlangenhaare genauer untersuchen kann, wird er niedergeschlagen. Bill informiert John Sinclair, der herausfindet, dass die Tote Lisa Brookman hieß und als Friseurin bei dem angesagten Londoner Stylisten Lucien Sabre gearbeitet hat. Zusammen mit Barney Brookman, Lisas Bruder, sucht John den Salon Sabres auf, während Suko sich in dessen Wohnung umsieht. Dort findet der Inspektor die Schlangenperücke, die er mit der Dämonenpeitsche vernichtet, und ein Bild von Asmodis, das nach einem Treffer mit der Beretta verbrennt. Im Friseursalon stellt John fest, dass noch fünf weitere Angestellte mit den tödlichen Perücken ausgestattet sind, von denen jede eine andere Kraft hat: eine verwandelt ihre Trägerin in eine Hexe, die zweite verbreitet Gift. Die dritte besteht aus schwarzen Stacheln, die wie Messer töten, die vierte verbrennt ihre Opfer mit starken Stromschlägen und die fünfte verwandelt die Trägerin in einen mordgierigen Zombie. Diese fünf Frauen sind Dienerinnen von Lucien Sabre, bei dem es sich um einen Ghoul handelt, der Asmodis huldigt. Es kommt zum Kampf zwischen John und den Friseurinnen, bei dem Barney Brookman schwer verletzt wird. Mit dem Kreuz, dem kürzlich zurück gewonnenen Silberdolch (s. Band 406 ‚Finale in der Knochengrube') und der Beretta kann John die Perücken vernichten und die jungen Frauen vom Bann des Ghouls befreien. Die Friseurin mit der Zombieperücke überlebt deren Vernichtung allerdings nicht. Suko hat den Ghoul Sabre unterdessen mit der Dämonenpeitsche getötet.


Meinung:
Auch wenn der Titel Schlimmes erahnen ließ, war dieser Roman eine ziemlich unterhaltsame und kurzweilige Angelegenheit. Die Idee mit den verschiedenen Perücken finde ich sehr phantasievoll und sie wurde auch gut und ohne Längen umgesetzt. Ein gutes Beispiel ist da gleich der Anfang mit Bills Besuch bei seinem Kollegen, der zwar kurz geschildert wurde, aber trotzdem schön geschildert hat, dass Bill auch ein Leben neben der Dämonenjagd führt. Auch die Tatsache, dass Lucien Sabre mal wieder ein "anderer" Ghoul war, der sich normal zwischen den Menschen bewegt (man denke nur an den letzten Ghoul, den riesigen Schleimklumpen im Schwimmbecken [s. Band 389 ‚Der Ghoul und seine Geishas']) hat mir sehr gut gefallen. Da werden natürlich Gedanken an den beliebtesten Ghoul der Serie wach, den unvergessenen Mr. Grimes. Allerdings wäre in diesem Band auch mal wieder ein Auftritt von Asmodis schön gewesen, gerade weil Sabre ja sein Diener ist und sogar sein Bild in der Wohnung hat. Als das von Suko vernichtet wurde, hätte ein kleiner Auftritt des Teufels gut gepasst. Im Gegensatz zum letzten Band wirkte der Endkampf dieses Mal sehr spannend und rasant, was auch durch schnelle Szenenwechsel deutlich wird, weil John, Suko und die Polizei gleichzeitig gegen die verbliebenen Friseurinnen und Lucien Sabre kämpfen. Hier sind mal wieder drei Kreuze drin.


Besonderheiten:
Auf Johns Sinclairs Silberdolch zeigt sich kurzzeitig das Allsehende Auge.
Zeitpunkt der Handlung: November 1985, zwei Tage nach Band 409 ‚Raissas Raubtier-Horror'.
Mit diesem Roman erschien das Taschenbuch 62 ‚Das Erbe der Templer'.
Mit diesem Roman erschien die zweite Auflage Band 233 ‚Das Knochenschiff '.
Die zweite Auflage dieses Romans erschien am 27.08.1996.
Ein weiterer Nachdruck dieses Romans erschien im Januar 2005 im Jubiläumsband 52 ‚Die Hölle auf Erden'.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
So richtig passt das Bild nicht zur Geschichte, auch wenn natürlich die Perückenköpfe zu sehen sind. Die künstlichen Haare wurden im Roman allerdings anders beschrieben. Aber das Bild an sich ist ein typischer Ballestar und sehr detailreich.


Coverbewertung:
3 Kreuze