John Sinclair Nr. 405: Mit Blut geschrieben
John Sinclair Nr. 405: Mit Blut geschrieben


Der Unheimliche kam aus dem Nebel wie ein Gespenst. Er wußte genau, daß er diesen Weg zum letzten Mal in seinem Leben gehen würde. Trotzdem schreckte er nicht davor zurück, denn das Schicksal hatte die Weichen gestellt, und ihm konnte selbst eine Person wie er nicht entkommen. Es war eine naßkalten Novembernacht, in denen die Temperatur dicht über dem Gefrierpunkt lag und die Feuchtigkeit sich zu Nebelschleiern verdichtete. Der Mann hatte die Kutsche am Rand des Hohlwegs abgestellt, das Pferd durch eine wärmende Decke geschützt und sich etwas übergezogen. Bei jedem Schritt klaffte der Umhang auf, so daß ein Betrachter den Eindruck haben konnte, daß dieser Mann Flügel besaß. Er war zwar etwas Besonderes, doch fliegen konnte er nicht. Zielstrebig schritt er dahin. Der Hohlweg nahm die Gestalt auf. Ein Gespenst in der Nacht, die sehr düster war und gleichzeitig auch wolkenverhangen.


Teil 5 von Jason Dark, erschienen am 07.04.1986, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Lady Sarah hat ein Treffen mit der Chefredakteurin der esoterischen Zeitschrift vereinbart, in der der Artikel von Ludmilla Prokowa erschienen ist (s. Band 404 ‚Karten des Unheils'), in der Hoffnung, dass die mehr über Rasputin und Baal weiß. Von der Frau erfahren Sarah, John und Suko, dass Rasputin ein Testament hinterlassen hat, in dem all sein Wissen aufgeschrieben wurde. Dieses Testament soll sich in dem Kloster befinden, in dem Rasputin einst als Mönch gelebt hat. John setzt sich mit seinem russischen Freund Wladimir Golenkow in Verbindung, der für eine schnelle Einreise nach Russland sorgt und John, Suko und Lady Sarah zum Kloster in der Nähe von Leningrad, dem früheren (und seit 1991 erneuten) St. Petersburg, begleitet. Auf der Fahrt dorthin gesteht Wladimir, dass er seine Freunde verraten hat, denn das Kloster ist inzwischen eine Ausbildungsstätte des KGB und John und seine Freunde sollen dort von dem linientreuen Leiter, Oberst Tschigin, als Spione verhört werden. Dass kurz vor ihrem Eintreffen ein KGB-Schüler von geisterhaften Gestalten getötet wurde, macht es den Geisterjägern nicht leichter. Die drei Freunde werden getrennt in Zellen gesteckt, aus denen sie Rasputin mit Baals Opferdolch befreit. Der russische Magier schlägt Lady Sarah in seinen Bann und führt sie zu seinem Testament, das in einem geheimen Raum eingemauert ist. Rasputin will Sarah mit dem Testament zur Flucht zwingen, doch Oberst Tschigin lässt auf das handgeschriebene Buch schießen, das dabei in einzelne Seiten zerstört wird. John und Suko sammeln die einzelnen Seiten wieder auf, doch dann greift Baal ein und zerstört das Testament mit dem Dolch, weil es eine Spur zu ihm und Johns Silberdolch gewesen wäre. Baals Opferdolch verschwindet daraufhin, allerdings ist auch Rasputins Gesicht von Johns Kreuz verschwunden…


Meinung:
So, nun geht es im Baal-Zyklus also nach Russland… Die Russland-Romane haben mir noch nie so gefallen und auch dieser ist nicht gerade ein Reißer… Dass John Lady Sarah mit auf die Reise nimmt, ist für mich völlig unverständlich und auch nicht mir ihrem Starrsinn zu erklären. Denn immerhin begibt sich John trotz seiner Freundschaft zu Wladimir auf politisch ziemlich heikles Terrain und hätte ein Machtwort sprechen müssen, damit die Horror-Oma in London bleibt. Was gerade sie auszeichnet, das Testament in ihren Besitz zu bringen, und was Rasputin letztendlich damit vorhat, wird auch nicht deutlich. Der Mord an dem KGB-Schüler ist auch eine seltsame Sache. Ermordet wird er von zwei der magischen Karten (s. Band 404 ‚Karten des Unheils'), die sich vorher unterhalten und sagen, dass er [Rasputin] zurück kommt und ihnen helfen wird. Darauf wird später überhaupt nicht mehr eingegangen. Merkwürdig fand ich auch Johns Reaktion, als Rasputin ihm erklärt hat, wie er auf dem Kreuz erscheinen konnte. Rasputin sagt, dass in der Mitte des Kreuzes ein Schlupfloch für das Böse geschaffen wurde, als Lilith die Zeichen gestohlen hat. Daraufhin ist John erleichtert, weil er nun weiß, wie das Gesicht auf dem Kreuz erschienen ist. Ich an seiner Stelle wäre allerdings beunruhigt gewesen, weil ich von diesem Schlupfloch erfahren hätte. Doch für John ist die Sache nun erledigt… Übrigens, das Testament Rasputins wurde nicht - wie der Titel suggeriert - mit Blut geschrieben. Der ehemalige Mönch hat bei der Niederschrift einen Mann getötet, dessen Blut auf die Seiten des Buches getropft ist… Richtig spannend wurde der Roman an keiner Stelle und mehr als zwei Kreuze hat er nicht verdient.


Besonderheiten:
3. Auftritt von Wladimir Golenkow (nach Taschenbuch 40 ‚Zombies auf dem Roten Platz' und dem Zweiteiler 381 ‚Die schwebenden Leichen von Prag' / 382 ‚Höllen-Friedhof')
5. Teil eines Sechsteilers (lt. Bastei-Verlag ein Einzelroman).
Zeitpunkt der Handlung: Oktober 1985, zwei Tage nach Band 404.
Mit diesem Roman erschien das Taschenbuch 61 ‚Ihr Freund, der Ghoul'.
Mit diesem Roman erschien die zweite Auflage Band 228 ‚Der grüne Dschinn'.
Mit diesem Roman erschien die dritte Auflage Band 29 ‚Das Phantom von Soho'.
Die zweite Auflage dieses Romans erschien am 23.07.1996.
Ein weiterer Nachdruck dieses Romans erschien im November 2004 im Jubiläumsband 51 ‚Festival der Blutsauger'.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt Lady Sarah mit den einzelnen Seiten des Testaments. Die Szene kommt so allerdings nicht im Roman vor, denn als das Testament zerrissen wird, befindet sie sich auf dem Klosterhof an einem Auto.


Coverbewertung:
3 Kreuze