John Sinclair Nr. 252: Die Tochter des Totengräbers
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Mitternacht! Ein leises Knacken war zu hören, dann bewegte sich etwas
im Gehäuse der Uhr, und im nächsten Augenblick schlug sie an.
Zwölfmal! Schwere Gongschläge hallten durch das Haus. Jeder Schlag
wirkte wie die Mahnung eines Toten an die Lebenden, damit sie wußten,
was die Stunde geschlagen hatte. Jason Price fuhr im Bett hoch. Seit einiger
Zeit wurde er jedesmal durch das Schlagen der Uhr wach. Früher hatte
es ihm nichts ausgemacht, aber heute war alles anders. Die alte Matratze
knarrte erbärmlich, als sich der schwere Mann zur Seite wälzte
und schließlich seine Beine über die Bettkante schwang. Zielsicher
fanden seine Füße die bereitstehenden Pantoffeln. Er schlüpfte
hinein, stand auf und schlich zum Fenster. Dort blieb Jason Price stehen.
Wie in jeder Nacht hatte Thelma dir Vorhänge zugezogen. Sie reichten
bis auf den Boden und ließen kaum einen Fetzen Licht durch. Price griff
nach der Kordel, die so dicht vor seinem Gesicht baumelte, daß sie
schon fast eine Wange streifte. Er zog sie nach rechts, und über ihm
ertönte ein helles Summen, als die kleinen Räder auf der Schiene
weiterfuhren und die rechte Hälfte des Fensters preisgaben, so daß
Price nach draußen schauen konnte. Es war eine unheimliche Nacht.
von Jason Dark, erschienen am 01.05.1983, Titelbild: Rafael Lara
Rezension von
Olaf:
Kurzbeschreibung:
Familie Price (Jason Price - der Totengräber, Thelma - seine Frau -
und Tochter Marion) lebt in einem großen alten Haus am Rande eines
Friedhofs. Nachts schleicht sich Marion oft aus dem Haus, um auf den Friedhof
zu gehen. Jason folgt seiner Tochter in der einen Nacht und beobachtet voller
Entsetzen, dass Marion mit beschwörenden Worten den verstorbenen Richter
Sir Edward Jeffries aus dem Grab holt. Der Richter hatte vorher in dem Haus
am Friedhof mit der Familie Price gelebt und hat mit besonderer Freude
Todesurteile ausgesprochen. Es ging damals das Gerücht herum, dass der
Richter mit dem Teufel im Bunde war. Allerdings hat er zu Marion immer ein
besonderes Verhältnis gehabt und die beiden haben viel Zeit miteinander
verbracht, sodass Marions Eltern froh waren, als der Richter starb. Was sie
nicht wussten: Der Richter hat für Marion ein geheimes Testament
hinterlassen mit einer Beschreibung, wie Marion den Richter später
wiedererwecken kann ... Inzwischen gehen John Sinclair und Bill Conolly einer
Spur nach und fahren in einen Wald in der nähe des Friedhofs, wo bei
einem Grillplatz mysteriöse Aufzeichnungen gefunden wurden, die sich
mit dem Teufel beschäftigen (hierbei handelt es sich um Reste des Testaments
des Richters). Am Grillplatz entdecken sie eine grauenvoll verstümmelte
Leiche und die Spuren deuten auf einen Ghoul hin. In einer Müllgrube
findet Bill diese Aufzeichnungen und wird kurz darauf von dem Ghoul
überwältigt und durch einen unterirdischen Gang verschleppt. John
nimmt sofort die Verfolgung auf, verliert aber in der Enge des Tunnels und
durch den entsetzlichen Gestank des Ghouls das Bewusstsein ... Der Richter
ist nun als Zombie dem Grab entstiegen und will wieder in sein altes Haus
einziehen. Marion und der Zombie bringen ihre Eltern in ihre Gewalt und
führen sie in den Keller des Hauses. Dort stellt sich heraus, das der
Richter zu seinen Lebzeiten den Ghoul auf dem Friedhof entdeckt hat. Da beide
auf der Seite des Bösen stehen, haben sie einen Pakt geschlossen: Der
Richter sorgt dafür, dass besonders viele Todesurteile ausgesprochen
werden und die Toten auf diesem Friedhof begraben werden - dem Reich des
Ghouls - damit dieser bestens mit Nahrung ausgestattet ist. Im Gegenzug weiht
der Ghoul den besessenen Richter in die Geheimnisse der schwarzen Magie und
Totenbeschwörung ein. Im Keller befinden sich fünf Wachsfiguren.
Es handelt sich um Verbrecher, die vom Richter zum Tode verurteilt wurden.
Ihre Geister sind in einer Zwischenwelt gefangen und sollen durch einen Gastwirt
in die Wachfiguren transferiert werden. Dieser Gastwirt soll vom Ghoul beschafft
werden: Bill Conolly! Auch John ist inzwischen von dem Ghoul
überwältigt und gefesselt worden. Nun will der Ghoul ein Opfer,
da er Bill ja nicht töten darf und stützt sich mit einem Nagelbrett
als Waffe auf John. Der Geisterjäger kann sich nur mit Mühe vor
den Angriffen schützen, da er ja an den Händen gefesselt ist und
in dem unterirdischen Raum, in den er zusammen mit Bill verschleppt wurde,
nur wenig Bewegungsfreiheit besteht. Schließlich gelingt es John doch,
den Ghoul zu vernichten und kann sich und den ebenfalls gefesselten Bill
befreien. Doch dann die große Überraschung: Bill ist nicht mehr
er selbst und spricht mit funf verschiedenen Stimmen - die Geister der toten
Verbrecher! Dann entdeckt John eine alte Holztür in dem Verlies und
hört Schüsse dahinter ... Dies ist nämlich die
Verbindungstür zu dem Keller, in dem sich die Familie Price, der
Zombie-Richter und die fünf Wachsfiguren befinden. Die Schüsse
wurden von Marion auf ihren eigenen Vater abgefeuert ... Wie es weitergeht?
Lest selbst!
Meinung:
Ein etwas unspektakulärer Roman mit kleinen inhaltlichen Schwächen.
Trotzdem kann ich der Story eine gewisse Spannung nicht absprechen. Die
großen Pluspunkte sind meiner Meinung nach, die düstere und makabere
Grundstimmung. Auch kommt die unheimliche Atmosphäre gut rüber.
Insbesondere wie Marion den toten Richter aus seinem Grab herauf beschwört
und dieser mit ihr zusammen wieder in seinem Haus leben will. Auch Johns
Verfolgung durch den engen und stinkigen Erdtunnel und der Kampf zwischen
dem Ghoul und den Geisterjäger sind spannend und unheimlich beschrieben.
Unlogisch fand ich hingegen, dass der Ghoul John nicht gleich getötet
hat, als der Geisterjäger das Bewusstsein verloren hat. Da wäre
er doch wirklich eine leichte Beute für den Ghoul gewesen. Die Sache
mit den Wachsfiguren, den Geistern und dem Gastwirt fand ich etwas an den
Haaren herbeigezogen. Sonst aber ein gruseliges und unheimlich morbides
Lesevergnügen.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover passt super zur Geschichte und die gezeigte Szene kommt auch so
in der Story vor. Es ist stimmungsvoll und unheimlich gezeichnet. Die
düstere und gruselige Atmosphäre des Romans wurden gut getroffen.
Coverbewertung: