John Sinclair TSB-Hörspiel Nr. 45: Hochzeit der Vampire
Kalt pfiff der Wind über die karstigen Höhenzüge. Der einsame
Mann hatte es sehr eilig. Um Punkt Mitternacht wollte er an dem bewußten
Treffpunkt sein. Plötzlich hörte er ein gefährliches Knurren.
Er wollte weglaufen, doch da hatten sie ihn schon eingekreist. Gelbe
tückische Augen bannten ihn auf der Stelle. Die Wölfe waren gekommen
...
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Ein Reiseleiter in London hat eine Marktlücke entdeckt und
organisiert Horror-Reisen in das Land der Vampire. Durch Zufall entdeckt
Bill eine Zeitungsanzeige und gemeinsam mit John nimmt er an der Reise teil.
Noch im Reisebüro machen die beiden Männer die Bekanntschaft mit
der Privatdetektivin Jane Collins. Auf dem Schloss in Rumänien angekommen
sieht John plötzlich wer sich da für den längst verstorbenen
Grafen Montesi ausgibt: Sein Todfeind Doktor Tod! Während John sich
heimlich in das Schloss schleicht wird Bill Conolly von der Gräfin Vera
Montesi, die eine Vampirin ist, zu ihrem Bräutigam erwählt. Zusammen
sollen sie eine Hochzeit der Vampire feiern...
Meinung:
Dieses Hörspiel ist recht ordentlich gemacht worden. Dr. Tod
und Bill Conolly haben hier das einzige Mal andere Stimmen, die aber meiner
Meinung nach auch nicht schlecht zu ihnen passen. Bißchen unpassend
hingegen ist diese komische Musik die im Hintergrund ertönt wenn John
das erste Mal mit Haduk, Dr. Tods Leibwächter, kämpft. Dieses Gekloppe
ist sowieso übertrieben und stört die Atmosphäre etwas. Unlogisch
finde ich nur, dass John, nachdem er von Sir Powell's Ultimatum erfährt,
so mir nichts dir nichts eine Urlaubsfahrt nach Rumänien unternimmt.
Denn dass er dort auf Dr. Tod trifft wusste er ja vorher nicht und das mit
den verschwundenen Menschen erfährt er auch erst später. Außerdem
muss man ja John Sinclairs phänomenales Allgemeinwissen bewundern: Er
wusste gleich, dass dieses völlig unbekannte Adelsgeschlecht aus
Rumänien todsicher ausgestorben ist (tolle Formulierung, nicht wahr?).
Ansonsten ist es aber eine unterhaltsame Gruselkassette nach altbekanntem
Schema.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Jane Collins
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Rezension
von Pitichinaccio:
Kurzbeschreibung:
Nachdem der Versuch, aus einer Geisterbahn heraus die Welt zu unterjochen,
schief gegangen ist, überlegt sich Dr. Tod, ob er der Menschheit nicht
auch mit der bisher ein im doppelten Sinn Schattendasein fristenden Vampirin
Vera Montesi den Garaus machen kann. Einer völlig neuen Idee im Bereich
"Wahnsinnige wollen unbemerkt die Weltherrschaft übernehmen" folgend,
nistet sich Dr. Tod als Graf Montesi im leerstehenden Schloss dieser längst
ausgestorbenen rumänischen Sippe ein. Als er merkt, dass da eigentlich
niemand vorbeikommt, der für eine Unterjochung zur Verfügung steht,
nimmt er genervt Kontakt zu einem Londoner Reisebüro auf, um Leute aus
dem Land, aus dem er gerade gekommen ist, nach Rumänien schaffen zu
lassen, damit er sie dort umbringen kann.
Dieser ausgetüftelte und realitätsnahe Plan wäre wahrscheinlich
auch das Ende aller Sterblichen gewesen, hätte nicht zufällig Bill
Conolly für sich und John Sinclair eine Reise in eben jenes Schloss
auf Kosten seiner Ehefrau gebucht.
Während Bill sich von der Vampirin Vera umgarnen lässt, muss sich
John in den Kellern des Schlosses mit allerlei Kroppzeug herumschlagen:
radebrechende Türken, zu Wölfen umgemodelte Menschen, untote
Lastwagenfahrer und die völlig hysterisch-hilflose Mitreisende Jane
Collins halten John ganz schön in Atem. Er entschließt sich, alle
bis auf die Mitreisende hinzurichten und kommt gerade rechtzeitig zur
Hochzeitstafel, um zu verhindern, dass Bill Graf wird.
Bei einem scheinbar finalen Kampf mit Dr. Tod hat die Vampirgräfin nur
Sorgen um dessen Kleidung ("Ihr Cape brennt!") und übersieht völlig
das Problem, dass vor allem auch Dr. Tod brennt. Gerade in Exekutionslaune
tötet John auch Gräfin Vera, läßt Dr. Tod runterbrennen
und verliebt sich in Jane Collins. Dann fahren alle wieder nach Hause.
Meinung:
Eins muss man den Brauns lassen: bei ihren ersten Produktionen (dies ist
in der Entstehungsreihenfolge Cassette Nr. 5) fehlt es erfreulicherweise
gänzlich an dem verkrampften Pseudo-Humor, der einem bei den späten
Folgen wegen ausbleibender Lustigkeit und grammatikalischen
Experimentalkatastrophen Ohren und Hirn verätzt. Insoweit geht das
Hörspiel dramaturgisch in Ordnung, wenngleich die doppeltdeutigen Drohungen
des türkischen Dieners Haduk ("Rein in Jungfrau!") erkennen lassen,
dass hier keine Fachleute am (literarischen) Werk waren.
Erwähnenswert sind noch die Mitreisenden aus Köln
("Natürlisch woll'n mer 'ne Horror-Tour machen!") und die Tatsache,
dass Bill über Jane denkt, sie sei "ein heißer Ofen, dieses
Girl".
Besonderheiten:
- John Sinclair wird von Hans-Joachim Krützfeld gesprochen, Bill Conolly
übernimmt ausnahmsweise (wie in dem Zweiteiler "Die Werwolf-Sippe" und
"Lupinas Todfeind") nicht Stammsprecher Aart Veder, sondern ein (zumindest
mir) namentlich unbekannter Kollege.
- Auffallend auch, dass Erwin Scherschel, in späteren Folgen - egal
ob passend oder nicht - immer auf den Bösewicht abonniert, hier die
Rolle Sir Powells übernimmt.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Leider kann man sich bei John Sinclair-Romanen nie ganz sicher sein, was
zuerst da war: die Geschichte oder das Cover, um das herum der gute Jason
dann eine Geschichte zaubern musste. Die hier vorliegende Illustration ist
sicherlich nicht besonders innovativ, hat aber fraglos Flair.
Coverbewertung: