Damona King Nr. 8: Talkshow mit dem Tod

Damona King Nr. 8: Talkshow mit dem Tod


Mister William Peabody, Butler bei Lord MacGavery, hatte Feierabend. Schwungvoll warf er sich in den bequemen Sessel, köpfte seine abendliche Flasche Ale und lies die goldgelbe Flüssigkeit im Glas aufschäumen. Wenn Peabody Feierabend hatte, erinnerte an ihm nichts mehr an einen würdigen Butler. Dann wurde er Mensch. Lord MacGavery hatte sich verabschiedet und würde nicht vor zwei Tagen zurückkehren. Geschäftsreise. Deshalb konnte es Peabody sich schon mal erlauben, sich in den hochherrschaftlichen Sessel zu werfen und den ebenso hochherrschaftlichen Fernseher zu missbrauchen. Selbst leistete sich Peabody, Endfünfziger mit Bierbauch und Halbglatze, aber in seiner Livree dennoch ein Ausbund an unauffälliger Eleganz, keinen TV-Empfänger. Aber wenn sein Lord gerade mal unterwegs war, schaltete er schon mal das Ding ein. Per Fernbedienung war das vom ledergepolsterten Sessel, in dem der Lord normalerweise seinen philosophischen Gedanken nachhing, ein Kinderspiel.


von W.K. Giesa, erschienen am 11.07.1979

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Während der Talkshow des Fernsehstars Fredy Canvass sterben auf mysteriöse Weise drei Menschen, die alle in mehr oder weniger naher Verbindung zum King-Konzern standen. Die örtliche Polizei in Inverness ruft Inspector Kerr, den Spezialisten für Übersinnliches bei Scotland Yard, zu Hilfe. Der Verdacht, dass Canvass die Menschen durch Fernhypnose getötet hat, scheint sich nicht zu bestätigen. Auch Damona King schaltet sich in die Ermittlungen ein, weil sie spürt, dass es keinen natürliche Ursache für die Todesfälle gibt. Bei einem Gespräch mit Canvass fühlt sie, dass er starke Para-Kräfte hat und in der Lage wäre, über das Fernsehen Menschen zu töten. Bei der nächsten Ausstrahlung seine Show tritt eine unsichtbare Kraft aus dem Fernseher, vor dem Damona King und Mike Hunter sitzen. Mike Hunter soll erwürgt werden, was Damona gerade noch verhindern kann. Bevor die Kraft verschwindet, erkennt Damona noch die Gesichtszüge Canvass'. Von Inspektor Kerr erfährt Damona, dass erneut zwei Mitarbeiter, die zum Konzern gehören, gestorben sind. Kerr nimmt dies zum Anlass, um Canvass zu verhaften. Damona erkennt, dass der Talkmaster von einer fremden Macht besessen wurde und selbst gar nicht weiß, was er während seiner Sendung anrichtet. Diese Macht greift über einen Fernseher im Revier an und schafft es, Damona King in das Zwischenreich zu drängen, in dem schon ihre Mutter existiert und ebenfalls in Gefahr schwebt, durch die fremde Macht ausgelöscht zu werden. Hier erfährt Damona, dass es sich dabei um den Geist einer Hexe handelt, die in Canvass eingedrungen ist, um Damona und Vanessa King endgültig auszulöschen. Mit vereinten Kräften können Damona und ihre Mutter der Hexer widerstehen; Damona kehrt in ihren Körper zurück und vernichtet die Hexe durch den magischen Stein. Dabei stirbt auch Fredi Canvass.


Meinung:
Natürlich weckt der Name Robert Lamont große Erwartungen. Aber man darf nicht vergessen, dass dieser Roman 25 Jahre alt und damit auch nur ein Kind seiner Zeit ist. Deshalb verwundert es auch nicht, dass Mike Hunter Damona King zärtlich "Girlie" nennt... :-) Die Geschichte selbst ist solide Grusel-Kost, in der allerdings wenig Übersinnliches passiert. Ein paar Skelette, die sich aus grünem Nebel bilden, das ist alles. Die moderne Umgebung lässt dabei auch kaum Gruselstimmung. Im Grunde rennt Damona ja nur Fredi Canvass hinterher, bis sie die Lösung des Falles von ihrer Mutter präsentiert bekommt. Für mich war diese Auflösung ein wenig enttäuschend, weil im Vorfeld der Eindruck erweckt wurde, dass es um eine persönliche Rache ging und darum habe ich etwas mehr erwartet als eine Hexe, von der bis dato noch niemand etwas gehört hat. Der Titel hat bei mir auch die Erwartung geweckt, dass die Handlung ein wenig mehr in einem Fensehstudio spielt. Ich hatte mich schon richtig auf gruselige Szenen während einer Sendung gefreut, doch das blieb leider auch nur Nebensache, die in wenigen Zeilen abgehandelt wurde. Eine klitzekleine Ungereimtheit gibt es auch: auf Seite 77* sagt Canvass, dass er mit James F. King Kontakt hatte, als dieser noch gelebt hat. Später weiß er anscheinend nichts mehr von Kings Tod und ist sehr überrascht, als Damona ihm das mitteilt (S. 83*)


Besonderheiten:
Für Robert-Lamont- und Zamorra-Fans gibt es hier ein Wiedersehen mit dem Halbdruiden Inspector Kerr, den R. Lamont in der Reihe GESPENSTER-KRIMI entwickelt und dann in die Serie PROFESSOR ZAMORRA übernommen hat.
Ein Nachdruck dieses Romans erschien am 13.01.2004 in "John Sinclair Special" Band 8.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt zwar keine direkte Szene aus dem Roman; allerdings werden die Opfer, wie hier dargestellt, von einer Skelettgestalt erwürgt. Vom Stil her gefällt es mir allerdings nicht so gut.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild wurde auch schon auf dem holländischen John Sinclair Roman Nr. 39 verwendet. Dabei handelte es sich um den Roman "Todeszone London", der in Deutschland als John Sinclair Nr. 55 erschienen war:

John Sinclair Nr. 39: Doodszone: Londen!