Christoph Schwarz Nr. 42: Zugfahrt in den Tod
Die U-Bahnlinien in Frankfurt werden jeden Tag x-fach befahren. Als jedoch
Gleisarbeiten ein Ausweichen der Linien auf eine Nebenstrecke nötig
machen, kommt es zur Katastrophe. Aus dem Nichts taucht eine fremde U-Bahn
auf und kollidiert mit den Wagen der Linie U4. Was wie ein schreckliches
Unglück aussieht, entpuppt sich rasch als außergewöhnliches
Ereignis. Denn nicht nur, dass die Wagen der U4 samt Passagiere verschwunden
sind - auf den Schienen steht eine U-Bahn, wie sie so nicht in Frankfurt
fährt. Conny beginnt mit den Ermittlungen und muss rasch feststellen,
dass nichts so ist, wie es scheint ...
von Gunter Arentzen, erschienen im Juli 2008, Titelbild: Uwe Köhl
Der Roman ist Teil der Buchausgabe Nr. 4/2008 in der drei aufeinanderfolgende
Romane erschienen sind
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Conny Blank muss gerade verkraften, dass sich Lea Kurz nach ihrer Genesung
vorerst von der Ermittlerin getrennt hat, um sich über deren Beziehung
und die damit verbundenen Gefahren klar zu werden, da wartet schon der
nächste Auftrag sie: in Frankfurt ist in einem U-Bahn-Tunnel ein Zug
verschwunden - statt dessen steht auf der erst kurz zuvor kontrollierten
Strecke ein fremder Zug. Der ist jedoch total verrostet und die Passagiere
sind zu Mumien geworden, so als sei er schon seit Jahrzehnten nicht mehr
bewegt worden.
Noch während Conny ihre Ermittlungen beginnt, mogelt sich die junge
Physikprofessorin Tamara Delgardo an den Tatort. Tamara, die sich mit der
theoretischen Möglichkeit von Zeitreisen befasst, hat von einer Bekannten
bei der Frankfurter Verkehrsgesellschaft von dem Ereignis gehört und
von der Vermutung, dass der Zug aus der Zukunft kommt. Da die junge Frau
Conny sympathisch ist und sie etwas Hilfe gebrauchen kann, nimmt sie die
Unterstützung Tamaras gerne an. Außerdem lässt sie noch Roger
Müller rufen, der begeistert von der Aussicht ist, wie sein
Parallelwelt-Pendant, mehr über Zeitreisen zu erfahren.
Noch während die drei Ermittler en Zug untersuchen erscheinen Marc Hold
und Joana Berger, zwei Regierungsbeamte aus der Zukunft, die Conny und den
anderen das bestätigen, was die schon längst vermutet haben: Der
Zug ist in Wirklichkeit ein Timeglider, eine Zeitmaschine, mit der
Geschichtstouristen aus dem Jahr 2098 in das Jahr 2024 reisen wollten, um
live eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte -
worum es sich dabei handelt, verraten die Beamten nicht - miterleben zu
können. Dabei ist es allerdings zu einer Fehlfunktion gekommen, so dass
der Glider im Jahr 1999 landete und es dabei zu einem Austausch mit dem
verschwundenen Zug der Frankfurter U-Bahn gekommen ist.
Was weder die Beamten noch Conny und ihre Begleiter wissen: Der
Zusammenstoß der beiden Züge war alles andere als ein Unfall,
sondern Sabotage. Denn eine der Passagiere hat einen zweiten Zeitgenerator
installiert, weil sie ins Jahr 1999 gelangen wollte, um genug Zeit zu haben,
die Katastrophe von 2024 zu verhindern.
Die Beamten planen, den Glider wieder in die Zukunft zu bringen, doch durch
den zweiten Generator misslingt auch diese Reise, so dass der Zug und in
seinem Sog auch Conny, Roger und Tamara zuerst in einen vom Nichts umgebenen
Zeittunnel und danach auf eine fremde Welt geschleudert werden. Diese unwirtliche
Welt namens M1-06 ist den Zeitreisenden aus der Zukunft schon bekannt, aber
große Raubtiere und Flugsaurier machen das Überleben der Gestrandeten
schier unmöglich. Nach aufreibenden Stunden, die der Zeit-Beamte Marc
Hold nicht überlebt, werden die übrigen Gestrandeten von einem
Rettungs-Shuttle aus der Zukunft gerettet.
Wieder zurück im Jahr 1999 träumt Roger Müller davon, einen
Antrieb zu entwickeln, der Zeitreisen ermöglicht, während Conny
Blank das Gefühl genießt, sich in Tamara Delgardo verliebt zu
haben und diese Liebe erwidert sieht.
Meinung:
So, ich hoffe mal, ich habe die Handlung des Romans einigermaßen
verständlich zusammenfassen können. Das fällt mir bei
Zeitreisegeschichten immer etwas schwer, weil ich meistens nach dem Lesen
etwas verwirrt bin.
Auch hier hat es etwas gedauert, bis mir die Zusammenhänge richtig klar
wurden (Stichwort: Ursache - Wirkung) und es hat mich etwas gewundert, wie
schnell Conny auf die Idee gekommen ist, dass es sich bei dem Zug um eine
Reisemöglichkeit für Zeittouristen handelt. Dass die Romane dabei
9 Jahre in der Vergangenheit spielen, war für Gunter Arentzen
natürlich eine gute Gelegenheit, Geschehnisse wie den 11. September
2001 zu erwähnen, von denen unsere Helden zwar noch nichts wissen, im
Gegensatz dazu aber die Beamten aus der Zukunft. Mal sehen, was aus der
Lebensmittelkrise 2008/2009 wird, denn Lebensmittelskandale gibt es ja zur
Genüge
Dass der "Unfall" des Gliders eben nicht einfach ein Unfall war, hat mir
gut gefallen, weil es der Geschichte noch etwas mehr Tiefe gibt. Auch wenn
ich zu gerne wissen würde, was 2024 vorgefallen ist (wird).
Gewundert hat mich allerdings, dass zuerst Mitarbeiter des Zeitreisebüros
und dann auch die Beamten einfach so in die Vergangenheit reisen, ohne dass
die Ursache der Katastrophe geklärt ist. Und dann waren die Beamten
auch noch so schlau, etwas über die Zukunft zu verraten - denn ihnen
ist rausgerutscht, dass Roger und Tamara den Delgardo-Müller-Antrieb
erfinden werden, mit denen Zeitreisen erst möglich werden und dass Conny
in naher Zukunft nicht mehr Blank, sondern Delgardo heißen wird. Das
lässt mich immerhin hoffen, dass sie das Glück mit Tamara etwas
länger genießen kann als mit Lea.
Dass am Ende der Geschichte neben den Zeitreisen noch eine weitere fremde
Welt mit ins Spiel gebracht wurde, war für mich dann allerdings etwas
zu viel des Guten, da ich mit den verschiedenen Welten innerhalb der Serie
sowieso noch nicht richtig warm geworden bin und Gunter eigentlich versprochen
hatte, dass keine weiteren Welten hinzu kommen.
So bleibt unterm Strich ein zwar spannender aber auch leicht verwirrender
Roman, der von mir drei Kreuze bekommt.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Tamara Delgardo, die in der Villa von Madame Veronika
(s. Band 40 Symphonie des Grauens')
wohnt.
Erster Auftritt von History-Adventures Inc., die unter der Leitung von Dean
Thomas Zeitreisen organisiert.
Erster Auftritt der MaTTA (Multiverse and Time Travel Administration)
Tamara Delgardo und Roger Müller werden einen Antrieb zur Verwirklichung
von Zeitreisen erfinden.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Normalerweise finde ich Cover, auf denen nur ein Gesicht in Großaufnahme
zu sehen ist, immer etwas problematisch, weil ihnen meist irgendetwas fehlt.
Das Vampirgesicht (es gehört zu Das Cover gehört zum
Roman 41 Der Mumienkeller von
Bremen') ist allerdings sehr gut gelungen und strahlt eine unheimliche Bedrohung
aus.
Coverbewertung: